Das sind die Probleme der «Swiss Devils»

Die New Jersey Devils blieben bis jetzt hinter den Erwartungen zurück. Wo die Gründe liegen, analysiert NHL-Experte Thomas Roost in seinem neusten Blog.

Die New Jersey Devils sind auch von mir mit viel Vorschusslorbeeren in diese Saison gestartet. Ihre Playoffleistungen in der letzten Saison mit weitgehend unerfahrenen Spielern haben aufhorchen lassen und die «Pipeline» mit jungen Talenten galt als eine der besten der gesamten Liga. Aufgrund des noch jungen «Nukleus» im Team, gepaart mit einigen der besten Jungtalente, habe nicht nur ich die Devils für die laufende Saison als Team im erweiterten Favoritenkreis im Kampf um den Stanley Cup gesehen. Aktuell schwächeln aber die Devils und sind sie weit davon entfernt, ein Stanley Cup Contender zu sein.

Immerhin vier Schweizer zieren das «Roster» der New Jersey Devils, darum werden sie in unseren Breitengraden oft auch die «Swiss Devils» genannt. Was läuft schief im Team von Akira Schmid, Jonas Siegenthaler, Timo Meier und Nico Hischier? Wie meistens ist das Problem vielschichtig. Beginnen wir bei den Goalies. Das Devils Goalie-Paket war bereits bei den Saisonvorschauen als «Achillessehne» des Kaders betitelt worden und dies hat sich bis jetzt leider bewahrheitet. Die nominelle Nummer 1, Vitek Vanecek, konnte bis jetzt noch nicht beweisen, dass er eine mindestens durchschnittliche Nummer 1 nach NHL-Standard ist. Seine Leistungen waren bis jetzt mehrheitlich enttäuschend. Dies war die zu Saisonbeginn antizipierte Chance für unseren Emmentaler, Akira Schmid. Leider hat er diese Chance bis jetzt nicht gepackt. Seine Leistungen waren zu unbeständig, so dass er in der internen Goaliehierarchie sogar wieder hinter den Deutschen Nico Daws zurückgefallen ist und sich auch für einige Zeit im Farmteam wieder gefunden hat. Obwohl Daws in jüngster Zeit eine leicht ansteigende Formkurve zeigt, hat bisher keiner der drei Goalies überzeugt, so dass sich die Gerüchte betreffend einen möglichen Trade jagen und dabei wird die schwedische Nr. 1 bei den Calgary Flames, Jacob Markström, immer mal wieder genannt. Wahrscheinlich ist, dass der GM der Devils aktuell an der Tradefront «forecheckt»; er sucht eine valable Nummer 1. Es hat sich gezeigt, ohne mindestens durchschnittliche Goalieleistungen kann man die Ambitionen auf den Stanley Cup begraben und wenn die Leistungen gar am unteren Ende angesiedelt sind, dann werden die Playoffs verpasst.
 

Es wäre aber zu billig, das bisherige Scheitern der Devils nur an den ungenügenden Goalieleistungen aufzuhängen. Tom Fitzgerald, der Devils GM, muss sich auch Kritik betreffend seine Entscheidungen auf der Defenderposition gefallen lassen. Im Sommer wurden die Verträge mit dem verdienten Damon Severson und dem extrem soliden Ryan Graves nicht verlängert. Ok, wenn man Toptalente wie Luke Hughes und Simon Nemec in der Verteidigerpipeline zur Verfügung hat, dann ist es verlockend, den Weg mit den selbst gedrafteten Jungtalenten gehen zu wollen. Der hoch talentierte Offensivverteidger Luke Hughes leistet sich aber in der Defensive noch den einen und anderen «Schluckauf» zu viel und Simon Nemec ist noch zu wenig erfahren, um die defensive Stabilität beständig gewährleisten zu können. Zudem fehlt verletzungsbedingt der Routinier Dougie Hamilton. 

All dies führt zu einer Devils-Defensive, die bis jetzt im Spiel nach hinten nicht genügt. Auch hier jagen sich die Gerüchte betreffend Trades und auch hier steht ein Calgary Flames Spieler im Vordergrund: Noah Hanifin, der bei den Flames in dieser Saison bisher sehr gute Leistungen zeigt. Bei den Forwards hat der Neuzugang Tyler Toffoli bisher die Erwartungen erfüllt. Zudem hat das schwedische Talent Alexander Holtz den nächsten Schritt in seiner Entwicklung vollzogen und zeigt in seiner Rookie-Saison ansprechende Leistungen, allerdings nicht immer aus Sicht des Head Coaches Lindy Ruff. Verletzungen von Jack Hughes und Nico Hischier haben auch nicht zur Stabilisierung beigetragen. Wenn einer oder sogar beide diese Leistungsträger fehlen, dann wirkt sich dies früher oder später sehr negativ auf die Schlagkraft der Devils-Oiffensive aus. Auch der Coach steht in der Kritik. Im kommenden «Road-Trip» werden mindestens gegen die Sharks und die Ducks Siege erwartet, ansonsten Lindy Ruff als Head Coach bei den Devils vermutlich Geschichte sein wird. Immerhin haben die Devils die erste dieser Aufgaben mit einem 7-2 Erfolg gegen die San Jose Sharks souverän gelöst. Nico Hischier brillierte mit 1 Tor, 3 Assists und vielen gewonnenen Bullies. Das ist doch immerhin ein gelungener Start in die erforderliche Aufholjagd.

Thomas Roost ist seit 1996 NHL-Scout für den Central Scouting Service und verfolgt die beste Liga der Welt hautnah.  Für MySports ist Roost als NHL-Experte & Co-Kommentator im Einsatz. In seiner wöchtenlichen Kolumne «Roosts Ramblings» schreibt er über Themen aus der NHL und der grossen Hockey-Welt.

https://www.thomasroost.com I Twitter: @thomasroost

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