Der SC Bern und der EHC Biel Bienne vor der neuen Saison

Text von Ueli Schwarz, Header-Fotos: Simon Bohnenblust / Waltraud Blaurock

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Um es gleich vorwegzunehmen, ich kann und will mich nicht auf einen genauen Rang festlegen. Die Schlussplatzierung hängt von so vielen, über fünf Monate hinweg verteilten und unvorhersehbaren Konstellationen ab, dass eine genaue Prognose eher in die Sparte "reines Glücksspiel" gehören würde… und da bin ich schlecht.

Mindestens acht Clubs mit entsprechenden Budgets erwarten sich selber in den Top 6. Die restlichen sechs Clubs und diejenigen die es nicht in die Top 6 schaffen, wollen alle die Top 10 avisieren und Letzter oder Vorletzter will schon gar niemand werden.

Zudem gab es noch praktisch in jeder Saison positive und negative Überraschungen. Es kann und wird nicht überall eitel Sonnenschein herrschen! Genau das macht ja die National League so spannend, aber eben auch schwierig zu prognostizieren.

Jedes Kader hat aber ein bestimmtes Potential, die Organisationen stehen in unterschiedlichen Entwicklungsphasen und die angepackten Veränderungen auf Grund der letztjährigen Saisonanalyse lassen aber eine Prognose für den realistischen Fall, den besten, aber auch für den schlechtesten Fall zu.

Listenvergleich SC Bern EHC Biel

SC Bern – Analyse & Prognose

Ausgangslage

Während der SCB interkantonal letztes Jahr wieder die Nummer 1 war, rutschte Biel auf die Nummer 3 ab. In Bern arbeitet man obersehnsüchtig an einem nächsten Titelgewinn, und in Biel setzt man konsequent den Umbruch des Finalteams 22/23 fort, der befeuert durch eine extreme Verletzungsserie schon letztes Jahr in ausgeprägtem Mass einsetzte.

Einstufung & Herausforderungen

Der SCB ist zwischen Rang 3 und 7 einzustufen. Der dritte Rang des Vorjahres war stark und auch die Spielweise stimmte weitgehend. Das enttäuschende Auftreten im Spiel 7 im Viertelfinal gegen Gottéron war der weniger erfreuliche Fakt. Tapolas Team machte Entwicklungsschritte in eine positive Richtung.

Es gibt jedoch einige Clubs mit gleich grossem Potential, die letztes Jahr unter den Erwartungen blieben, deshalb ist die Wiederholung des dritten Rangs heuer schwieriger. Dem Club steht zudem kurz- und mittelfristig ein Umbruch und die Entwicklung eines neuen Teamkerns bevor. Der Balanceakt, einerseits das bestmögliche Resultat zu erreichen und anderseits den Umbruch sanft einzuleiten, ist herausfordernd – es sei denn, man investiert aggressiv auf dem Markt, wie im Fall von Rohrbach, der bereits für übernächste Saison unterschrieben hat.

SC Bern

Credits: Tom Hiller

Realistischer Fall: Rang 4 bis 6

Der realistische Fall kann für den SCB eintreten, wenn:

  • es Tapola gelingt, dass all seine Spieler das von ihnen erwartete Potential abrufen
  • die stetig aufwärts tendierende Entwicklung unter Tapola anhält
  • der routinierte Schweizer Kern das Team weiterhin spielerisch anführt
  • Spieler wie Baumgartner, Lehmann, Ritzmann, Müller und Marchon in der Hierarchie weiter aufsteigen
  • sich die Jungen wie Füllemann, Rhyn, Alge, Fuss, Graf, Schild oder Weber weiterentwickeln
  • Reideborn oder einer der Schweizer Goalies konstant stark hält
  • die 56 Scorerpunkte von Czarnik kompensiert werden können
  • mehrere Schweizer Spieler zweistellig treffen und die Defensive viele Vorlagen sowie Abschlüsse liefert

Bester Fall: Wieder Rang 3

Der SCB kann den dritten Rang bestätigen, wenn:

  • die Konkurrenz in ihrer „Wiedergutmachungssaison“ schwächelt
  • ein treffsicherer ausländischer Stürmer hinzustösst
  • die Jungen schon Entscheidendes leisten
  • die Torhüter Spiele stehlen

Schlechtester Fall: Rang 7

Das droht, wenn:

  • alle anderen finanzstarken Teams stark auftreten
  • Torhütersorgen die Saison prägen
  • der erfahrene Kern das Team nicht mehr trägt
  • Czarniks Fehlen dauerhaft spürbar bleibt
  • die Strategie mit drei ausländischen Verteidigern scheitert
  • der Balanceakt zwischen Umbruch und Erfolg misslingt

EHC Biel-Bienne – Analyse & Prognose

Ausgangslage

Der Club steht im zweiten Jahr des geplanten Umbruchs. Die grossen Verletzungssorgen des Vorjahres beschleunigten diesen zusätzlich und haben vielen Jungen die ersten NL-Spiele ermöglicht.

Grosse Transfers von Schweizer Spielern sind ausgeblieben. Man vertraut auf talentierte Junge und eine Gruppe von Schweizern, die das Potential zum künftigen Leistungsträger haben. Die Jungen erhalten ihre Chance, und mit den vorzeitigen Vertragsverlängerungen von Headcoach Filander sowie Andersson, Säteri und Rajala wird klar, wer tragende Rollen im Prozess übernehmen soll.

EHC Biel

Credits: Waltraud Blaurock

Realistischer Fall: Rang 9 oder 10

Das ist möglich, wenn:

  • die Verletzungshexe fernbleibt
  • Säteri seine Top-Leistungen wiederholt
  • Laaksonen und Hultström das Spiel beschleunigen und das Powerplay stärken
  • die Ausländer liefern
  • Spieler wie Sablatnig, Müller, Stampfli, Christen, Bärtschi und Cajka zu Leistungsträgern werden
  • die Jungen für Energie sorgen und sich etablieren
  • der erfahrene Kern Stabilität gibt

Bester Fall: Rang 7 oder 8

Biel kann an die Top 6 heranschnuppern, wenn:

  • Haas voll mitspielt
  • die Leistungsträger gesund bleiben
  • die neuen Ausländer überzeugen
  • das Powerplay zu den besten der Liga gehört
  • die Defensive mehr Tore beisteuert
  • die Offensive von 130 auf 150 Tore zulegt
  • mindestens 3 Schweizer Spieler mehr als 10 Tore erzielen

Schlechtester Fall: Unter Rang 10

Das passiert, wenn:

  • mehrere Teams aus dem unteren Mittelfeld sehr stark auftreten
  • die Ausländer unter 70 Tore beitragen
  • die Schweizer unter 70 Tore bleiben
  • Schlüsselspieler wieder langfristig ausfallen
  • zu wenige Spieler den Sprung zum Leistungsträger schaffen
  • es für viele Talente noch zu früh ist