Zoff in Edmonton

Der verlegene Start der Edmonton Oilers, Sorgen um Connor McDavid und zu wenig Eiszeit für Evander Kane? Was es mit all dem auf sich hat, erklärt Thomas Roost in seinem neusten Blog.

Der von vielen Medienschaffenden und Experten – auch von mir - häufig genannte Stanley Cup Favorit Edmonton Oilers klebt noch immer in den Startblöcken. Niederlage reiht sich an Niederlage und noch schlimmer: Sorge um den ultimativen Superstar, Connor McDavid, er ist verletzt und wird sicher in den nächsten ein bis zwei Wochen fehlen. Somit wird er mit grosser Wahrscheinlichkeit auf die am 29. Oktober stattfindende Heritage Classic verzichten müssen; ein Tiefschlag für die Oilers, ein Tiefschlag für die NHL, ein Der Tiefschlag für die Organisatoren dieses Outdoor-Spektakels, denn Connor McDavid war auch für diesen Event das «Gesicht», der «Posterboy» schlechthin.  

 

Doch nicht genug der Probleme in Edmonton: Es zeichnet sich immer mehr ab, dass der schwache Saisonstart der Oilers nicht einfach eine Laune der Natur, nicht einfach nur Zufall ist, denn es gibt mittlerweile doch das eine und andere ernst zu nehmende Fragezeichen. Genügt das Goalieticket? Bis jetzt konnte noch keiner aus dem Duo Skinner/Campbell überzeugen und dies ist noch sehr vorsichtig ausgedrückt. Die auch von mir hoch gelobten Verpflichtungen von Mattias Ekholm und Connor Brown? Enttäuschend, die bisherigen Leistungen, da besteht bei beiden noch sehr viel Luft nach oben. Zoff zeichnet sich auch zwischen Head Coach Jay Woodcroft und dem exzentrischen Power Forward Evander Kane ab; ein kürzliches Interview von Kane – in dem er sich zwischen den Zeilen über mangelnde Eiszeit beklagt hat – war für viele Beobachter irritierend.

Ryan Nugent-Hopkins, der Zweitliniencenter, der in der letzten Saison so stark wie noch nie gespielt hat? Er ging gegen die Minnesota Wild mit einer 0-0 minus 4 Bilanz vom Eis und dies mit immerhin 20 Minuten Eiszeit bei nur einem einzigen Schuss aufs gegnerische Tor. Noch mehr Fragezeichen? Normalerweise reagiert ein Team auf den Ausfall des Offensivstars mit einem umso konzentrierteren und noch leidenschaftlicheren Defensivverhalten, nicht so bei den Oilers. Minnesota konnte immerhin 36 Schüsse aufs Tor der Oilers abfeuern; solidarisches Defensivverhalten schaut anders aus. Alarm in Edmonton? Werden die Oilers überschätzt? Stimmt das Teamgefüge? Wie steht es um die Teamchemie? Zu früh für mich, um mich bereits von der Vorhersage als Stanley Cup Favorit zu verabschieden. Aber es ist so, ich schaue jetzt bei jedem Oilers Spiel ganz genau hin. Ich will wissen, ob diese Fehlfunktionen in der Oel-Raffinerie nur zufällig sind oder ob es nicht doch erhebliche Löcher in der Pipeline gibt. Hochspannend, dies zu verfolgen. Und nicht zu vergessen, der Oilers-Motor stottert nicht nur weil Connor McDavid verletzt ist, denn bereits in den vorangegangenen Spielen – mit McDavid – «glänzten» die Oilers mit teilweise unsäglichem Fehlverhalten. Zeit für Korrekturen, Head Coach Woodcroft ist gefordert, aber halt, nein: Jeder einzelne Oilers Spieler ist gefordert. Die Eishockeyromantiker wollen – und ich gehöre zu ihnen – dass die offensive Spektakelmaschine der Oilers wieder wie geschmiert läuft und nicht, dass noch zusätzliches Oel ins bereits lodernde Feuer geschüttet wird.