«Tanking und Ranking»

Was unter «Tanking und Ranking» zu verstehen ist und wo darin die Chancen der Teams liegen, erklärt Thomas Roost in seinem neusten Blog. Ebenso geht er darauf ein, welche Topshots im kommenden NHL-Draft zur Verfügung stehen.

«Tanking» bedeutet, dass sich NHL-Franchises kaum Chancen ausrechnen, die Playoffs zu schaffen, 

darum das Roster weiter ausdünnen, um damit die Chance auf einen sehr frühen Draftpick zu erhöhen resp. den «Rebuild» mit einem «High-End-Talent» zu forcieren. Die Chicago Blackhawks gingen mit dieser Strategie in der letzten Saison «all in», erhöhten damit die Chancen im Draft und haben mit Connor Bedard den Hauptpreis gewonnen. Eine riskante Strategie, denn dem «Tanking» wurden mit der «Lotterie» wichtige Zähne gezogen. Trotzdem, in einem Draft, bei dem man sich aus heutiger Sicht ausrechnet, dass 4-5 Topspieler zur Verfügung stehen werden, kann ich solche Ueberlegungen nur zu gut nachvollziehen. Im letzten Draft war dies der Fall und auch der nächste NHL-Draft im Juni 2024 weist ganz an der Spitze eine Handvoll sehr guter Talente auf. 

Welche Teams haben sich mit ihren Transaktionen in den letzten Monaten für den nächsten Draft in eine Top-Ausgangslage manövriert?

1. Die Philadelphia Flyers 

Die Flyers haben mit den Abgängen von Ivan Provorov, Kevin Hayes und James Van Riemsdyk, vor allem aber auch mit dem Draft von Matvei Michkov ganz klar signalisiert, dass sie sich im «Rebuild-Modus» befinden und somit radikal mittel- bis langfristige Ziele anpeilen. Sie werden mit grosser Wahrscheinlichkeit in der neuen Saison am unteren Tabellenende anzutreffen sein und somit die Chance erhalten, den Top-Kanadier-Center Macklin Celebrini zu bekommen. Celebrini als Center und Michkov als Flügel – diese mögliche Zukunftsperspektive lässt das Herz der Flyers-Fans höher schlagen.

2. Die San Jose Sharks

Die Abgänge von Timo Meier und jüngst von Erik Karlsson, dem Top-Offensivverteidger signalisierten auch bei den Sharks, dass die Zeichen auf «Rebuild» stehen; auch sie werden die NHL-Tabelle 23/24 von unten betrachten und positionieren sich ebenfalls als potenzielle Draft-Lottery-Gewinner

3. Chicago Blackhawks 

Die erwähnte «All-In-Strategie» der Blackhawks hat ihnen einerseits das Jahrzehntetalent Connor Bedard eingetragen, aber der Preis dafür ist hoch. Das Blackhawks-Kader ist schlicht zu schwach, um als echt kompetitiv gelten zu dürfen. Vor allem die Defense treibt Sorgenfalten auf meine Stirn. Mit Taylor Hall verpflichteten die Black Hawks eine Art Mentor für Connor Bedard, er wird hier eine ähnliche Rolle spielen wie dannzumal mit Nico Hischier bei den New Jersey Devils. Insgesamt ist aber das Blackhawks-Kader zu wenig gut besetzt und damit besteht aber erneut die Chance auf einen Top-Pick im nächsten Draft.

Welche Topshots stehen für die genannten Franchises im kommenden NHL-Draft zur Verfügung?

1. Macklin Celebrini

Er ist ein feiner, dynamischer Center mit sehr guten Skills und hohem Speed, seine Nr.1-Position ist noch nicht gefestigt aber er ist aus heutiger Sicht der Favorit.

2. Cole Eiserman

Eine Tormaschine par excellence mit unglaublicher Schussqualität. Ein «Produkt» aus der US NTDP-Küche. In der Saison 21/22 war Eiserman der Flügel von Celebrini in Stattuck St. Mary und sie haben die Liga dominiert.

3. Ivan Demidov

Ein etwas anderer Spielertyp als Matvei Michkov aber insgesamt auf ähnlichem «Level» und genauso unterhaltend in seiner Spielweise. Seine «Moves» und «Dekes» sind eine Augenweide.

4. Artjom Levshunov

Beim Defender aus Belarus herrscht aus namhaften Scoutingkreisen die Meinung, dass er der erste Verteidiger gewesen wäre, wenn er im Draft 2023 zur Verfügung gestanden hätte. Diese Meinung ist nicht unwidersprochen, zeigt aber doch, welch grosses Potenzial Levshunov zugestanden wird.

5. Berkly Catton

Cattons «Calling Card» ist seine Spielintelligenz gepaart mit sehr guten Skills. Er spielte ein extrem gutes «Hlinka/Gretzky-Turnier» im August und hat sich mit dieser Leistung an die Top4 angenähert. Mir persönlich gefällt sein aussergewöhnliches Pass-Timing.