Text von Ueli Schwarz, Header-Fotos: Andrea Branca / unknown
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Um es gleich vorwegzunehmen, ich kann und will mich nicht auf einen genauen Rang festlegen. Die Schlussplatzierung hängt von so vielen, über fünf Monate hinweg verteilten und unvorhersehbaren Konstellationen ab, dass eine genaue Prognose eher in die Sparte "reines Glücksspiel" gehören würde… und da bin ich schlecht.
Mindestens acht Clubs mit entsprechenden Budgets erwarten sich selber in den Top 6. Die restlichen sechs Clubs und diejenigen die es nicht in die Top 6 schaffen, wollen alle die Top 10 avisieren und Letzter oder Vorletzter will schon gar niemand werden.
Zudem gab es noch praktisch in jeder Saison positive und negative Überraschungen. Es kann und wird nicht überall eitel Sonnenschein herrschen! Genau das macht ja die National League so spannend, aber eben auch schwierig zu prognostizieren.
Jedes Kader hat aber ein bestimmtes Potential, die Organisationen stehen in unterschiedlichen Entwicklungsphasen und die angepackten Veränderungen auf Grund der letztjährigen Saisonanalyse lassen aber eine Prognose für den realistischen Fall, den besten, aber auch für den schlechtesten Fall zu.
Steinmann spielt zwar seit Jahren nicht mehr, aber in der GM-Funktion wirkt er weiter mit viel Einfluss. Janick Steinmann hat über Jahre in Rapperswil mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln eine tolle Kultur aufgebaut und wechselt nun an einen Ort mit zwar vollen Tresoren, aber seit Längerem eben ohne Leistungskultur. Unterschiedlicher ist kaum möglich. Spannend ist, dass der Club an seiner alten Wirkungsstätte in den letzten vier Jahren dreimal vor den Luganesi klassiert war. Wie schlagen sich die Lakers ohne ihn und wie lange dauert es, bis seine Ideen in Lugano etwas bewirken?
Ich schätze die Möglichkeiten der beiden Clubs folgendermassen ein:
In Rapperswil geht es darum, eine neue, eigene Identität zu finden und sich von den prägenden Steinmann-Hedlund-Jahren zu emanzipieren. Der neue GM Claudio Cadonau hat sich in ein gemachtes Nest setzen können, denn die Zusammensetzung der Mannschaft trägt zu 100 % den Stempel Steinmanns. Was aber mit diesem Kader auf dem Eis passiert und welche Kultur künftig gelebt werden soll, das haben Headcoach Lundskog und Cadonau sehr wohl in ihren Händen.
Der Zuzug des Spektakelverteidigers Julius Honka, von Dufner sowie die Vertragsverlängerung Moys um ein weiteres Jahr sind die einzigen gewichtigen Erbschaften, die Steinmann den Lakers noch machte. Er konnte allerdings die Abgänge Baraganos und des aufstrebenden Alge nicht abwenden. Zudem haben mit Colin Gerber, Philip Holm, Emil Djuse, Bobby Nardella und Wick Spieler den Verein verlassen, die zwar erfahren sind, aber aus verschiedenen Gründen zuletzt nicht wirkliche Leistungsträger waren.
Die Lakers bauen auf Jensen, Rask, Strömwall, Fritz, Larsson und Honka, sowie auf Maier, Albrecht, Dünner, Jelovac, Wetter, Zangger, Lammer und Dufner – und auch mittelfristig auf die beiden ligaerfahrenen Goalies Nyffeler und Punnenovs. Der Rest des Kaders ist jung, aufstrebend, und man hofft darauf, dass der eine oder andere sich zum unverzichtbaren Leistungsträger entwickeln wird. Da gibt es bei den Leistungsträgern nicht allzu viel Marge, und viel Hoffnung und positives Denken schwingt bei all den jungen, noch nicht vollkommen etablierten NL-Spielern mit.
Man darf gespannt sein, was Lundskog und seine Crew daraus machen. Zwischen einer erfreulichen Bestätigung des letztjährigen neunten Rangs und einer Zittersaison scheint vieles möglich.
Das wird der Fall sein, wenn:
Das passiert, wenn:
Dieses Szenario kann eintreten, wenn:
Credits Waltraud Blaurock
Da Lugano zuletzt stets eine Wundertüte mit enormem Personalaufwand und wenig Fortschritt darstellte, ergibt sich diese grosse Spanne. Wie gewohnt gibt es wieder viele Personalwechsel: Mit Tom Mitell und Stefan Hedlund (wo Steinmann ist, ist er – oder umgekehrt) hat man die Strategie im Trainerbereich erneut auf den Kopf gestellt. Mit Carrick und Heimkehrer Zanetti bekommt die Verteidigung frisches Blut, mit Rasmus Kupari, Brendan Perlini, Mike Sgarbossa, Zach Sanford sowie den Rückkehrern Bertaggia und Simion erhält die Offensive ein neues Gesicht.
Gerade Perlini, Sgarbossa und Sanford bringen weniger Kunst, dafür Gradlinigkeit, Physis und «Leadership by doing». Ob sie das Team mitreissen? Ansonsten fällt beim Blick auf die Kaderliste auf, dass dort einige Junge mit Jahrgang 2002 oder jünger Aufnahme gefunden haben. Die wenig erbaulichen letzten Jahre sowie die zahlreichen Wechsel lassen nur schwer eine genaue Prognose zu. Im Normalfall brauchen ein Kulturwechsel und ein Umbau einer Mannschaft eben auch Zeit. Quo vadis Lugano?
Das kann der Fall sein, wenn:
Das kann eintreten, wenn:
Das kann eintreten, wenn:
Credits: Thomas Oswald
Hier geht’s zu den weiteren Saisonprognosen:
Teil 1: SC Bern & EHC Biel-Bienne
Teil 2: HC Ajoie & HC Ambri-Piotta
Teil 3: HC Davos & HC Fribourg-Gottéron
Teil 4: Genève-Servette HC & EHC Kloten
Teil 5: SCL Tigers & Lausanne HC
Teil 7: ZSC Lions & EV Zug