Text von Ueli Schwarz, Header-Fotos: Logan Romanens / Melvin Bühler
-
Um es gleich vorwegzunehmen, ich kann und will mich nicht auf einen genauen Rang festlegen. Die Schlussplatzierung hängt von so vielen, über fünf Monate hinweg verteilten und unvorhersehbaren Konstellationen ab, dass eine genaue Prognose eher in die Sparte "reines Glücksspiel" gehören würde… und da bin ich schlecht.
Mindestens acht Clubs mit entsprechenden Budgets erwarten sich selber in den Top 6. Die restlichen sechs Clubs und diejenigen die es nicht in die Top 6 schaffen, wollen alle die Top 10 avisieren und Letzter oder Vorletzter will schon gar niemand werden.
Zudem gab es noch praktisch in jeder Saison positive und negative Überraschungen. Es kann und wird nicht überall eitel Sonnenschein herrschen! Genau das macht ja die National League so spannend, aber eben auch schwierig zu prognostizieren.
Jedes Kader hat aber ein bestimmtes Potential, die Organisationen stehen in unterschiedlichen Entwicklungsphasen und die angepackten Veränderungen auf Grund der letztjährigen Saisonanalyse lassen aber eine Prognose für den realistischen Fall, den besten, aber auch für den schlechtesten Fall zu.
Ausgangslage
Nimmt man den letztjährigen Viertelfinal der über sieben Spiele ging als Vergleich, müsste man die beiden Teams sehr nahe beieinander einstufen. Nur spielten die Tigers da ihr absolut bestes Eishockey, während Lausanne in dieser Serie nicht so performte, wie man es hätte erwarten müssen. Die Ausgangslagen der beiden Clubs präsentieren sich vor der neuen Saison nun doch wieder deutlich unterschiedlicher…während die Top 6 (wenn nicht ein Rang ganz vorne) das absolut realistische Szenario für Lausanne darstellt, werden sich die Tigers mit vielen anderen Konkurrenten und ohne viel Marge nach hinten um die Top 10 balgen.
Ich schätze die Möglichkeiten der beiden Clubs folgendermassen ein:
SCL Tigers – Analyse & Prognose
Einstufung & Herausforderungen
Die Emmentaler blicken auf eine sehr erfreuliche Saison zurück und haben ihr letztjähriges Potential ganz optimal ausgeschöpft. Das Kader erfuhr aber Retouchen: mit Saarela (wer erzielt seine Tore?) und Saarijärvi (wer kurbelt das Spiel hinten heraus gleich gut an und ist gleichzeitig offensiv ebenso gefährlich?) verliessen zwei Leistungsträger das Team. Den oft unterschätzen Malone wollte man nicht weiter verpflichten. Kinnunen von den ZSC Lions, der finnische Nationalspieler Hannes Björninen, sowie der Schwede Andreas Petersson sollen die Lücken schliessen. Allerdings hat sich Petersson schon schwerer verletzt und fällt lange aus. Die Verpflichtung eines Ersatzes ist zu erwarten, auch wenn man ursprünglich keinen siebten Ausländer von Beginn weg geplant hatte. Ein ganz gewichtiger Abgang jedoch ist zuhinterst auf dem Feld zu verschmerzen. Der alles überragende Goalie Stéphane Charlin wechselt zur Konkurrenz und kehrt nach Genf heim. Zanetti hat das Sprungbrett Langnau schon jetzt genutzt und ist nach Lugano weitergezogen und auch Rohrbachs Abgang zum SCB in einem Jahr steht schon fest. Kann das letztjährige Niveau gehalten werden? Ebenso möglich wie eben auch nicht…deshalb scheint bezüglich Langnau vieles möglich.
Realistischer Fall: Rang 9 bis 11
Dieser Fall kann eintreten, wenn:
- wie zu erwarten ist, um die Plätze 7-10 erneut ein riesiges Gedränge herrscht und sich alle gegenseitig immer wieder Punkte abjagen
- die Tigers Ajoie und aus dem Quartett Ambri, Lakers, Kloten und Biel mindestens zwei Teams hinter sich lassen können oder analog dem Vorjahr ein oder zwei deutlich höher einzustufende Clubs deutlich unter ihrem Potential bleiben sollten
- die Tigers ihr Potential erneut nahezu optimal ausschöpfen, denn nach hinten gibt’s wenig Marge
- Boltshauser und der neue Goalie Robin Meyer konstant sehr stark aufspielen
- Björninen wie zu erwarten ist, eine ebenso guter Zweiwegcenter sein wird, wie es Malone war
- Petersson und/oder sein Ersatz auch 18 Tore erzielen wird wie Saarela und eine stete Powerplaygefahr bildet
- Pesonen noch nicht am Ende seiner starken Langnau Zeit ist
- drei Schweizer Stürmer 10 oder mehr Saisontore erzielen
- Kinnunen Saarijärvis Leistungen rasch vergessen macht
Bester Fall: Rang 7 bis 8
Dieser Fall kann dann Wirklichkeit werden, wenn:
- das neue Goalieduo ebenso zaubert und Tore stehlen kann wie Charlin letztes Jahr
- Kinnunen der noch bessere Spielmacher und Powerplayspieler ist als Saarijärvi
- Björninen defensiv und am Bully Malone vergessen macht und trotzdem mindestens 10 Tore erzielen wird
- Petersson und/oder sein Ersatz Saarelas «18 Tore-Marke übertrifft und Pesonen sie halten kann
- Rohrbach seine ganz starke letzte Saison trotz Abgang in einem Jahr toppt
- Julian und Flavio Schmutz sowie Allenspach zusammen 30 oder mehr Tore erzielen
- bisherige Rollenspieler wie Lapinskis, Salzgeber, Fahrni, Petrini , Felcman und NoahMeier, Leistungsträger werden und neue Junge wie Mathys, Jenni oder Wagner den Sprung in die NL vollziehen
Schlechtester Fall: Rang 11
Dieses Szenario kann sich dann ergeben, wenn:
- Langnau Torhüterprobleme haben sollte
- Die Schweizer Leistungsträger nicht treffen und eine zu hohe Scoringlast auf den Schultern der Ausländer lastet
- das Team kummuliert erneut nur 133 Tore erzielen kann und dadurch die Torhüter noch besser als Charlin sein müssten
- wenn die Ausländer kummuliert nicht über 75 Tore erzielen werden
- wenn Rohrbach, Julian Schmutz, Flavio Schmutz und Allenspach die 10-Tore-Marke nicht knacken
- eenn die erwähnten Rollenspieler und die neue Jungen stagnieren oder den Sprung in die NL noch nicht schaffen
- Ajoie seine bisher mit Abstand beste NL-Saison spielt und Ambri, Kloten, Biel und die Lakers ihr Potential ausschöpfen und nicht schwächeln
- keines der «grossen» Teams strauchelt
Credits Logan Romanens
Lausanne HC – Analyse & Prognose
Einstufung & Herausforderungen
Nimmt man die zwei letzten Jahre, die Möglichkeiten der Waadtländer und die hochkarätigen Zuzüge des Goalies Connor Hughes, der drei Verteidiger Niku, Brännström und Baragano, des Ligatopscorers Czarnik, des Powerstürmers Caggiula und des mehrfachen Meisterstürmers Zehnder als Referenz, wäre alles andere als die Top 3 ungenügend. Trotzdem gibt es eben auch Fragezeichen. So vielen Zuzügen stehen auch viele Abgänge (Frick, Sklenicka, Bayreuther,Bozon, Genazzi, Raffl, Pajuniemi, Kuokkanen, Glauser) gegenüber. Wer neun Stammkräfte – und nicht die schlechtesten – abgibt, hat zu fast 50% ein neues Team. Die Zuzüge sind alles grosse bis sehr grosse Namen, aber sie müssen sich zuerst auch wieder finden. Sollte das nicht so schnell wie gewünscht vor sich gehen, kann eventuell die Konkurrenz etwas vorrücken und den Lausannern den einen oder anderen Platz streitig machen.
Realistischer Fall: Rang 2 bis 3
Das kann dann eintreffen, wenn:
- das Kader sein überragendes Talent auch aufs Eis bringt
- Ward sehr rasch eine neue Chemie und Rollenverteilung findet, die akzeptiert und gelebt wird
- neben dem traditionell starken Zürcher Löwen höchstens ein Konkurrent deutlich besser als Lausanne spielt
- sich Wards Gedankengut auch im 3.Jahr auch dank neuer Impulse von den neuen Assistenten Cookson und Emmerton in den Köpfen festsetzen
- Baragano, Niku, die jungen Sansonnens und Haas und vorallem Brännström die Abgänge von Frick, Glauser, Sklenicka, Bayreuther und Genazzi mindestens kompensieren können
- beide Goalies am Konkurrenzkampf wachsen und egal wer im Tor steht, Lausanne hinten eine Wand hat
- Czarnik seine Scorerwerte des Vorjahres wiederholen kann
- Zehnder Bozon vergessen macht
- Caggiula ein Raffl 2.0 ist
- der Schweizer Kern mit Heldner, Fuchs, Riat, Jäger, Rochette und Neuzuzug Zehnder trotz sehr viel «Glanz und Gloria» bei den Ausländern das gewohnte Rendement erreicht
- die Rotation mit sieben sehr guten Imports in Minne verläuft
Bester Fall: Rang 1
Das kann dann eintreffen, wenn:
- Cookson jedes Geheimnis der ZSC Lions (sofern es die gibt) in die Vaudoise Arena zügelt und anwendet
- die ZSC Lions ihre Abgänge Rohrer, Lammikko und Zehnder nicht kompensieren können
- kein Konkurrent die überragende Saison spielt
- die Torhüterleistungen überragend sind
- Brännström und Niku offensiv zaubern ohne defensive Hasardeure zu sein
- die neue Verteidigung neben den Ausländern derjenigen des Vorjahres in nichts nachsteht
- Czarnik ,Suomela und Kahun zu den Top 5 Scorern der NL gehören
- Oksanen seine beste bisherige NL Saison spielt
- Caggiula die Aura, die Einschüchterung und die Gradlinigkeit von Raffl übertrifft
Schlechtester Fall: Rang 4 bis 6
Das kann dann der Fall sein, wenn:
- die neue Chemie nicht auf Anhieb gefunden werden kann
- sich zu viele als Häuptlinge und zu wenige als Rollenspieler sehen
- Kahuns Rolle wie im Jahr zuvor in Bern durch den Zuzug Czarniks eingeschränkt wird
- Niku und Brännström zu eindimensional spielen und der Rest der Verteidigung defensiv zu anfällig sein sollte
- Spieler wie Sansonnens, Haas, Douay, Holdener, Bougro, Hügli, Vouardoux und Prassl unzufrieden werden auf Grund tiefer Eiszeiten
- Unruhe bei den Ausländern aufkommt, weil immer einer der Top Shots wird zuschauen müssen
- die Imports generell zu viel Raum – sprich Eiszeit – erhalten und das im halben Kader zu Unstimmigkeiten führt
- der starke Schweizer Kern seiner Reputation nicht gerecht wird