Die Schweiz und Deutschland sind aussen vor

Die 3:11-Niederlage der Schweiz gegen die USA an der U20-WM ist Wasser auf die Mühlen derjenigen, die eine Reduzierung der Teilnehmeranzahl an einer Junioren-WM fordern. In seinem neusten Blog erläutert Thomas Roost den knallharten Kampf der «kleinen» Nationen gegen die «Best of the Best» und erklärt, wieso Siege der «Kleinen» gegen die «Grossen» so wichtig sind.

Die NHL will ein Best of the Best-Turnier mit nur gerade Kanada, USA, Schweden und Finnland organisieren. Tschechien, der Slowakei, Deutschland und der Schweiz wird offensichtlich nur schwache sportliche Relevanz zugestanden. Auf IIHF-Ebene will eine nicht unbedeutende Anzahl von «Experten» das Teilnehmerfeld nicht nur der U20-WM reduzieren, weil die «Bottom 4 Teams» zu wenig kompetitiv seien. 

Dies sind gefährliche Tendenzen, die zwar einerseits den sportlichen Wert dieser Wettbewerbe erhöhen würde, andererseits aber völlig am Ziel vorbeischiessen, Eishockey weltweit entwickeln zu wollen. Und dies muss das ultimative Ziel sein, denn diese grossartige Sportart hat es verdient, nicht nur in einem ungefähren Dutzend von Nationen wirklich ernst genommen zu werden. 

Die Argumente dieser «Inzucht-Puritaner» sind aber nicht zu unterschätzen und wir müssen alles dafür tun, ihnen nicht noch mehr Wasser auf die Mühlen zu schöpfen. Sie argumentieren beispielsweise damit, dass mehr als 96 Prozent der Spieler in der NHL aus den sogenannten «grossen» Hockey-Nationen wie Kanada, USA, Russland, Schweden, Finnland und Tschechien stammen. Nur gerade 3.5 Prozent der Spieler kommen aus «kleinen» Nationen (Slowakei, Deutschland, Schweiz, Dänemark, Norwegen etc.).

Steinzeitresultat an der U20-WM

Szenenwechsel: Die USA bezwingt die Schweiz an der U20-WM mit einem Steinzeitresultat und dies, nach einem 5-1 bereits nach 20 Minuten … Und schon wieder kriechen diese «Experten» aus den Löchern hervor und fordern eine Reduzierung der Teilnehmerzahl an einer WM, weil Spiele wie dieses zwischen den USA und der Schweiz einen zu grossen Niveauunterschied belegen. Sie negieren dabei die Überraschungen – die es zum Glück immer wieder gibt – wie z.B. der Sieg der Deutschen gegen Finnland.

Was können wir in den «kleinen» Nationen tun, um diese Bestrebungen in der Ewigkeit zu versenken? Wir müssen das Loch des Niveauunterschieds nachhaltig verkleinern. Bei allem Respekt vor dem Spielerreservoir in den Nationen wie Kanada und USA: Unsere Leistungsspitze muss es endlich schaffen, dass längst vergangen geglaubte Steinzeitniederlagen nicht mehr vorkommen und dies sollte keine unerreichbare Messlatte sein.

Abstand zur Weltspitze ist wieder grösser geworden

Sind wir auf dem Weg dazu? Tendenziell leider nein. Auf Juniorenstufe ist der Abstand zur Weltspitze in den letzten Jahren eher wieder etwas grösser geworden und dies gilt nicht nur für die Schweiz, sondern auch für Deutschland. Seit Fiala, Hischier, Seider, Stützle & Co. kommt da nicht mehr viel aus unseren Breitengraden. Siege, wie derjenige der Deutschen gegen die Finnen helfen den Bestrebungen, das Tor für die nachrückenden Nationen bei internationalen Turnieren weiter offenzuhalten. Steinzeitniederlagen tun dies nicht. 

So, jetzt hoffe ich, dass im weiteren Turnierverlauf an der U20-WM auch die kleine Schweiz einem Grossen ein Bein stellen kann, denn ich will nicht, dass auch künftig «Best of the Best-Turniere» nur noch von den besten vier oder sechs Nationen bestritten werden dürfen. Wir müssen diesen Bestrebungen einen Riegel schieben.