Die Auferstehung der Edmonton Oilers

Noch vor der Saison schätzten Thomas Roost und viele weitere Experten die Edmonton Oilers als Stanley-Cup-Favoriten ein. Nach dem verpatzten Saisonstart schien der NHL-Experte mit seiner Einschätzung komplett falsch zu liegen. Nun sind die Oilers wieder zurück auf Kurs. Wie ihnen das gelungen ist, liest du im neuesten Blog von Thomas Roost.

Noch vor der Saison wurden die Edmonton Oilers nicht nur von mir zum Stanley Cup Favoriten gestempelt. Nach dem desaströsen Start mit nur 2 Siegen und 9 Niederlagen kam die Häme nicht zu kurz. Zudem haben angesehene nordamerikanische Experten mittels Historie aufgezeigt, dass die Chance auf einen Playoffplatz nach einem solchen Start nur noch bei 10% liegen. Selbst nach einem runden Viertel der Regular Season – anfangs Dezember 23 – lagen die Oilers noch weit abgeschlagen hinter den für die Playoffs berechtigten Plätze.

Wir staunen nicht schlecht, wenn wir das aktuelle Ranking per 24. Januar 2024 zur Hand nehmen. Nur ca. 6 Wochen nach dem schon fast hoffnungslosen Tabellenstand stehen die Oilers auf einem mehr oder weniger sicheren Playoff-Platz. Zuletzt reihten sie 14 Siege aneinander und schnuppern diesbezüglich am NHL-Rekord von 17 Siegen (Pittsburgh Penguins 1992/1993). Wie ist das möglich?

Die naheliegende Antwort ist der Wechsel des Head Coaches. Nach dem erwähnten Start von nur zwei Siegen bei 9 Niederlagen fegten zwar die Oilers von Jay Woodcroft die Seattle Kraken souverän mit 4-1 vom Eis, aber der Turnaround kam zu spät. Jay Woodcroft wurde durch Kris Knoblauch ersetzt und die Oilers starteten zu einer beeindruckenden Aufholjagd. 

Was macht Kris Knoblauch besser als Jay Woodcroft? Die nüchterne, sachliche Wahrheit ist: Nicht so viel. Bereits unter Jay Woodcroft gehörten die Oilers zu den besten Teams in Bezug auf einige wesentliche Advanced Stats (Corsi For %, High Danger Corsi For % und Expected Goals For %). Die hauptsächlichen Probleme waren die Chancenauswertung, das fehlende Puck-Glück und die unterdurchschnittlichen Goalieleistungen. Ja, es gibt auch Verbesserungen im Spiel unter Kris Knoblauch: Das Backchecking der Forwards scheint mir zuverlässiger zu sein als noch unter Woodcroft und auch der defensive Slot wird besser kontrolliert und «last but not least»: Die Leistungen des Goalies Nr. 1, Stuart Skinner haben sich markant verbessert (Skinner unter Woodcroft: 86.1%, Skinner unter Knoblauch: 91.3%). 

Am Ende des Tages entscheiden die individuellen Leistungen der Spieler und hier stellt sich die Frage, was beeinflusst die individuellen Leistungen der Spieler? An erster Stelle ist es das Talent, keine Frage, dann aber auch harte Arbeit, mit wem ein Spieler zusammenspielt, gegen wen der gegnerischen Mannschaft ein Spieler anzutreten hat und wie viel Eiszeit ein Spieler bekommt.  Alle diese Dinge sind von entscheidender Bedeutung. Der wichtigste Aspekt aber fehlt hier und ich rechne es Kris Knoblauch sehr hoch an, dass er diesen Aspekt – mindestens indirekt – demütig als das grösste Erfolgsgeheimnis der wiedererstarkten Oilers beurteilt (Kris Knoblauch könnte sich aktuell als den «härter arbeitenden Guru als andere Coaches» inszenieren und viele Betrachter würden seinen Ausführungen ehrfürchtig Glauben schenken. Zurück zum wichtigsten Aspekt der die individuelle Leistung von Spielern beeinflusst: Gesund zu sein! Spieler werden oft hart kritisiert, wenn sie eine Flaute haben, sehr oft ist diese Flaute aber auf eine Verletzung oder latente Krankheit zurückzuführen. Beispiele bei den Edmonton Oilers: Cody Ceci hatte keine gute letzte Saison, aber er spielte meistens mit einer Verletzung. In dieser Saison ist er gesund und zeigt wieder gute Leistungen. Zach Hyman hatte einen extrem guten Saisonstart 22/23, seine Leistungen verblassten aber am Ende und in den Playoffs…auch hier… er spielte in der zweiten Saisonhälfte verletzt. In der laufenden Saison starteten die Oilers mit angeschlagenen Spielern wie z.B. der extrem wichtige Verteidiger Mattias Ekholm, dann aber auch Ryan McLeod und Brett Kulak. Der wohl wichtigste verletzte Spieler war aber früh in der Saison Connor McDavid, er setzte sogar zwei Spiele aus, aber kurz vor dieser Pause wie auch in den Spielen danach war es offensichtlich, dass McDavid nicht topfit war. Respekt vor Kris Knoblauch, der all dies demütig anerkennt und seinen eigenen guten Job – den er zweifelsohne abliefert – als verhältnismässige Nebensächlichkeit darstellt. 

Sind die Oilers jetzt plötzlich wieder Stanley Cup Favorit? Die unspektakuläre, aber vermutlich der Wahrheit am nächsten kommende Antwort ist: Ja, wenn die «Core-Players», die wichtigsten ca. 10 Spieler, gesund bleiben.