Was hat die NHL-Tradedeadline mit der WM zu tun?

Am 3. März ist in der NHL Tradedeadline, bis dahin müssen sich die GMs entscheiden, ob sie sich zu den «Buyern» oder «Sellern», zu den Käufern oder Verkäufern auf dem Trademarkt gesellen. Käufer sind diejenigen Teams die sich zu den «Contendern» zählen, zu denjenigen Teams die eine Chance auf den Gewinn des Stanley Cups haben. Verkäufer sind diejenigen, die mit grosser Wahrscheinlichkeit die Play Offs verpassen. 

Starspieler mit fetten Verträgen in Teams ohne Playoff-Chance, diese gilt es zu angeln, resp. auf dem «Fischmarkt» dem Meistbietenden zu verkaufen. Was hat dies alles mit der WM zu tun, was hat dies alles mit der Besetzung unseres Schweizer Teams an der WM zu tun? Sehr viel, denn wenn wir in die frühzeitige Analyse gehen, so muss ich konstatieren, dass unser WM-Team 2023 auf dem Papier wahrscheinlich nicht so hochkarätig sein wird, wie wir uns dies bei Saisonbeginn vorgestellt haben. Während die wahrscheinliche Playoffqualifikation von Kevin Fiala’s LA Kings antizipiert werden konnte, so gilt dies für die New Jersey Devils (Nico Hischier und Jonas Siegenthaler) nicht. Die Devils gehören jetzt aber zu den Käufern, sie haben sich in Windeseile vom sympathischen, jungen Team ohne Stanley-Cup-Chance zum ernst zu nehmenden Playoffteilnehmer gemausert und ihre Prospect-Pipeline und ihr Cap-Space versprechen zusätzlichen Power für die nahe Zukunft. Unsere Nati darf sich somit kaum Chancen auf eine WM-Teilnahme von Nico Hischier und Jonas Siegenthaler machen.

Umgekehrte Vorzeichen bei den San Jose Sharks: Frühzeitig eliminiert im Rennen um die Playoff-Plätze, klar im so genannten «Rebuild-Modus», ein Neuaufbau ist angesagt bei den San Jose Sharks. Dürfen sich dafür die Nationalmannschaftscoaches der Schweden und der Schweiz auf Erik Karlsson und Timo Meier freuen? Leider eher nicht, denn die beiden wertvollsten Assets bei den Sharks werden wohl noch vor der Tradedeadline an Meistbietende gegen «Zukunftsassets» verschachert. Die Gerüchteküche brodelt bei Karlsson wie auch bei Meier heiss und wie gesagt, wer die Adressen auch immer sein mögen, es werden «Contender» sein, Teams, die sich für die Playoffs qualifizieren und somit ist die Wahrscheinlichkeit einer WM-Teilnahme gering. Bei Timo Meier werden übrigens immer wieder die New Jersey Devils als potenzielle Interessenten genannt und dies macht aus Devils- wie auch aus Sharks-Sicht theoretisch durchaus Sinn. Die Schweiz aber, mit grosser Wahrscheinlichkeit, ohne Kevin Fiala, ohne Nico Hischier, ohne Timo Meier und ohne Jonas Siegenthaler. Unsere WM-Hoffnungen zielen nun Richtung Nashville. Die Predators kämpfen verzweifelt um die Playoff-Qualifikation; es schaut aber aktuell nicht allzu gut aus. Darum aus Schweizer Sicht: Immerhin auf Roman Josi und Nino Niederreiter darf unsere Nati hoffen. Betreffend Nino Niederreiter gibt es aber auch immer mal wieder das eine und andere Tradegerücht, so sollen die Toronto Maple Leafs an ihm interessiert sein. Dies ist aber kein verdichtetes Gerücht, denn die Maple Leafs haben Probleme mit ihrem «Capspace», d.h. es ist mindestens kompliziert. Sichere WM-Kandidaten sind Pius Suter, Detroit Red Wings und Philipp Kurashev, Chicago Black Hawks; auch Tim Berni, Columbus Blue Jackets, steht zur Verfügung. Bei ihnen gibt es kaum Tradegerüchte.

Wenn wir den Schweizer Horizont öffnen, dann zeichnen sich sehr spannende Wochen bis zur Trade-Deadline ab, denn einige Hochkaräter gelten als Tradekandidaten. Die «Sniper» Timo Meier, SJS, Vladimir Tarasenko, STL, Brock Boeser, VAN und Patrick Kane, CHI sind offensichtlich auf dem Markt wie auch der Powerforward und Captain der St. Louis Blues, Ryan O’Reilly, zudem Max Domi von den Chicago Black Hawks. Bei den Verteidigern stehen neben Erik Karlsson, SJS,  Shayne Gostisbehere, ARI und Matt Dumba, MIN im Fokus und bei den Goalies wird ein Trade von Thatcher Demko, VAN erwartet. Dies sind aber vorläufig alles nur Gerüchte. Das auch an dieser Stelle kürzlich präsentierte Gerücht betreffend den Captain der Vancouver Canucks, Bo Horvat, hat sich inzwischen bestätigt. Er wurde vor wenigen Tagen im Abtausch für mehrheitlich Zukunftsassets zu den New York Islanders getradet. Die Islanders melden sich damit im Osten im erbitterten Kampf um die Playoffplätze als legitimer Kandidat zurück. Grosses Pech für die Columbus Blue Jackets: Sie planten als Rebuild-Team einen Trade von Gustav Nyquist, er hätte sicher das eine oder andere Entrydraftrecht eingebracht. Leider hat sich Nyquist verletzt, fällt bis Saisonende aus und somit müssen die Blue Jackets ihre Nyqvist-Trade-Hoffnungen begraben, denn Ende Saison wird Nyquist «Unrestricted Free Agent».

  


Thomas Roost

Thomas Roost ist seit 1996 NHL-Scout für den Central Scouting Service und verfolgt die beste Liga der Welt hautnah.  Für MySports ist Roost als NHL-Experte & Co-Kommentator im Einsatz. In seiner wöchtenlichen Kolumne «Roosts Ramblings» schreibt er über Themen aus der NHL und der grossen Hockey-Welt.

https://www.thomasroost.com I Twitter: @thomasroost