Text von Thomas Roost, Header-Fotos: zvg/nhl
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Der Stanley Cup ist die ultimative Trophäe im Welteishockey. Jeder professionelle Eishockeyspieler träumt davon, irgendwann mal Teil eines Stanley Cup Winning Teams zu sein. Der Stanley Cup, erstmals 1893 verliehen, gilt als die älteste noch aktiv vergebene Trophäe im professionellen Sport.
Der Final zwischen den Edmonton Oilers und den Florida Panthers verspricht ein Leckerbissen zu werden, denn diese beiden Teams sind unterschiedlich konstruiert und spielen einen unterschiedlichen Stil. Bereits in der letzten Saison sind in der denkwürdigen Finalserie die Oilers auf die Panthers gestossen. Die Panthers haben einen 3-0 Finalserienvorsprung noch aus der Hand gegeben, um im Spiel 7 in Sunrise den Pot trotzdem zu holen. Dieses Mal sind die Vorzeichen anders. Ein allfälliges Spiel 7 würde in Edmonton ausgetragen. Die 24er-Finalserie war die wohl beste in der vergangenen Dekade.
Was sind die Unterschiede der beiden Teams? Die Oilers setzen eher auf Speed und Skills und operieren mit dem zweiköpfigen Monster McDavid und Draisaitl; sie gelten als ein so genanntes Top-Heavy-Team, das vor allem von den beiden Special Players McDavid und Draisaitl lebt. Die Panthers sind dasjenige Team, das den oft zitierten Spielstil «heavy hockey» am besten interpretiert. Die Panthers sind hervorragend gecoacht vom erfahrenen Paul Maurice, bei den Oilers steht mit Chris Knoblauch ein vergleichsweise unerfahrener Coach an der Bande. Beide Teams haben Absenzen zu verzeichnen; dies ist aber normal nach einer derart kräfteraubenden Saison mit anschliessend zermürbenden Playoffserien.
Was spricht für die Oilers?
Die beiden «Unterschiedspieler» McDavid und Draisaitl, aber dies ist nicht alles, was die Oilers zu bieten haben. Sie haben aus der Vergangenheit gelernt und sind in diesem Jahr breiter aufgestellt als bisher. Das lange gesuchte Secondary Scoring funktionierte bis jetzt in diesen Playoffs sehr gut und nahm Druck von den Superstars. Verteidiger Evan Bouchard hat seinen Level in diesen Playoffs deutlich gesteigert und begeistert die Fans im Stile eines Defendersuperstars.
Weiter gilt es anzufügen, dass die Oilers offensichtlich gelernt haben, auch defensiv ansprechend zu performen. In der Serie gegen die Dallas Stars haben sie mich diesbezüglich wirklich positiv überrascht. Im Tor steht der oft kritisierte 26-jährige Stuart Skinner, der in der ersten Playoff-Runde gegen LA oft versagt hat, sich dann aber steigerte und im Halbfinalduell gegen die Dallas Stars hat er den Stargoalie Jake Oettinger ausgestochen. Rechtzeitig für die Finalserie ist der beste Oilers Defensivverteidiger Mattias Ekholm ins Team zurückgekehrt. Er wird der Oilers Defense zusätzliche Stabilität verleihen und hat in den letzten Spielen gegen Dallas angedeutet, wie wichtig er für die Oilers ist.
Foto: Leon Draisaitl
Fotocredits: zvg/nhl
Was spricht für die Panthers?
Die Panthers spielen mit dem Selbstbewusstsein des Titelverteidigers und haben nicht nur zu meiner Ueberraschung den wirklich starken Carolina Hurricanes im Halbfinale keine Chance gelassen. Die Panthers haben die Hurricanes mit Ihrer Kraft und Wucht erdrückt.
Die Panthers haben nicht so viel Speed wie die Oilers und ihre Offense ist nicht ganz so potent, aber auch sie haben hervorragende Einzelspieler. Ihre Elite-Five mit Aleksander Barkov, dem besten Zweiwegcenter der Liga, den High-End-Powerforwards Matthew Tkachuk, Sam Bennett und Sam Reinhart (fällt er verletzt aus?) sowie Carter Verhaeghe sind mindestens so effizient wie das Duo McDavid/Draisaitl.
Die Panthers sind defensiv und hinsichtlich Physis und Battle-Level das beste Team der NHL. Im Tor steht der Russe Sergei Bobrowski. Noch vor 3 Jahren galt er als der am meisten überbezahlte Spieler in der NHL, um anschliessend in den letzten zwei wie auch in diesen Playoffs sensationelle Leistungen auszupacken. Heute gilt er bei Fachleuten als derjenige Goalie den sie am liebsten im Team hätten, wenn ein bedeutendes Spiel 7 gewonnen werden muss.
Foto: Matthew Tkachuk
Fotocredits: zvg/nhl
Werden Speed/Skills oder Defense/Physis obsiegen? Gewinnt das Team mit zwei Superstars oder dasjenige mit mehr Ausgeglichenheit? So oder so, beide Teams haben bewiesen, dass NHL-Erfolg mit unterschiedlichen Strategien erreicht werden kann, denn wenn zwei so unterschiedliche Teams sich zweimal hintereinander für den Final qualifizieren und die letztjährige Finalserie ging über 7 Spiele, dann sind das starke Indizien dafür, dass auch im Eishockey «verschiedene Wege nach Rom» führen.
Dem Kampf der Ideologien verweigere ich mich, hingegen verneige ich mich vor den Baumeistern der Edmonton Oilers und der Florida Panthers und freue mich wie ein kleines Kind auf diese Finalserie zwischen diesen beiden so unterschiedlichen Teams.
![]() | Thomas Roost ist seit 1996 NHL-Scout für den Central Scouting Service und verfolgt die beste Liga der Welt hautnah. |