Text von Thomas Roost, Header-Fotos: Matt Winkelmeyer
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Zuerst zu den nackten Zahlen, wieviele Spieler wurden aus welchen Ländern gedraftet?
Kanada | 85 |
USA | 52 |
Schweden | 30 |
Russland | 21 |
Tschechien | 11 |
Finnland | 8 |
Deutschland | 4 |
Belarus | 3 |
Slowakei | 3 |
Norwegen | 2 |
Schweiz | 2 |
China | 1 |
Kroatien | 1 |
Dänemark | 1 |
Der Trend im Draft ging spürbar wieder in Richtung Grösse und Gewicht. Der Erfolg der Florida Panthers mit ihrem «heavy hockey» hat den Draft offensichtlich beeinflusst. Speziell bei den Defendern ist es bemerkenswert, dass kein einziger Defender gedraftet wurde, der kleiner ist als 6 Fuss (183 cm)! Bei den Goalies gibt es einen leichten Gegentrend, was vielleicht damit zu tun hat, dass die Top-russischen Goalies in diesem Draft nicht exakt den üblichen Grössenanforderungen entsprachen. Insgesamt wurden 8 russische Goalies gedraftet – sehr bemerkenswert!
Die Schweiz inmitten der «Kleinen» oder sogar «ganz Kleinen». Ein ernüchterndes, enttäuschendes Resultat. Ernüchternd, enttäuschend darum, weil wir nun zum wiederholten Male im NHL-Draft brutal abgestraft wurden – und dies entspricht nicht unserem Selbstverständnis und nicht unseren Zielen. Das Resultat wurde aber in etwa so erwartet. Meine Schätzung lag bei drei Spielern, zwei sind es geworden. In früheren Kolumnen habe ich wiederholt Diskussionen zu diesem sich immer mehr manifestierenden Problem angestossen. Ich werde somit dieses Resultat an dieser Stelle nicht mehr weiter kommentieren.
Nachfolgend eine Gesamtbetrachtung des Drafts: Wer gehört zu den Gewinnern, wer gehört zu den Verlierern
Foto: v. l. n. r. Michael Misa, Matthew Schaefer, Anton Frondell
Fotocredits: zvg/nhl
Die Islanders haben im Vorfeld des Drafts ihren Nr. 1-Defender, Noah Dobson, zu den Montreal Canadiens getradet. Im Gegenzug haben sie die Picks Nr. 16 und 17 der «Habs» erhalten und diese drei Picks optimal genutzt. Victor Eklund stand in meinem Ranking an 10. Stelle und die Islanders haben ihn mit dem Pick Nr. 16 erhalten. Kashawn Aitcheson, der «bone crushing», aggressive Verteidiger der Barrie Colts. Er war bei mir an Nr. 13 gelistet, somit aus meiner Sicht ebenfalls ein sehr guter Pick. Die Kronjuwele war selbstverständlich die Nr. 1 overall, Matthew Schaefer. Ihn habe ich ja in der letzten Kolumne vorgestellt. Randbemerkung: Cole Hutson als Calder Trophy Winner und Noah Dobson als Königstransfer für die Habs sind keine besonders guten Nachrichten für «unseren» David Reinbacher. Er wird es schwer haben, bei den Habs eine bedeutende Rolle erkämpfen zu können, aber wir alle würden es ihm von Herzen gönnen.
Bei den Flyers gefällt mir ganz besonders meine Nr. 3, Porter Martone. Ihn haben die Flyers mit dem Pick Nr. 6 erhalten. Die Flyers können mit ihm als «Cornerstone» die legendären «Broad Street Bullies» wieder aufleben lassen. Wenn man im 3D-Drucker einen top Powerforward kreieren würde, dann wäre das Resultat Porter Martone ;-).
Die Bruins haben meine Nr. 4, James Hagens, mit dem Pick Nr. 7 erhalten. Interessant ist, dass Hagens noch vor einem Jahr als die Nr. 1 gehandelt wurde, dann aber im Verlaufe der Saison wurde er etwas nach hinten durchgereicht und er entspricht von den körperlichen Voraussetzungen her gesehen nicht dem neuen «Blueprint» der erfolgreichen Florida Panthers Spieler. Hagens ist aber talent- und skillmässig Top2 in diesem Draft. Darum gehören für mich auch die Boston Bruins zu den Gewinnern in diesem Draft.
Es ist schwierig, unvorsichtig und vor allem etwas polemisch, direkt nach dem Draft bereits Verlierer zu definieren. Erst in 5-6 Jahren sehen wir diesbezüglich klarer. Trotzdem erlaube ich mir eine persönliche Einschätzung: Ich denke, dass die Pittsburgh Penguins und die Toronto Maple Leafs im Draft weniger erreicht haben, als möglich gewesen wäre. Dies ist von mir eine mutige Einschätzung, denn ich halte speziell vom GM der Pittsburgh Penguins, Kyle Dubas, sehr viel, mit guter Wahrscheinlichkeit weiss er mehr als ich ;-)
Ebenfalls zu den Verlierern gehört Finnland. Die Finnen hatten in den letzten fünf Jahren durchschnittlich je 16 Draftpicks zu verzeichnen. In diesem Jahr gab es nur noch 8. Zudem wurde der beste Finne erst mit der Nr. 59 gezogen. Dies wird in Finnland zu reden geben. Vorläufig ist es ein einmaliger Ausreisser nach unten, aber Fragezeichen wirft es auf.
![]() | Thomas Roost ist seit 1996 NHL-Scout für den Central Scouting Service und verfolgt die beste Liga der Welt hautnah. |