Macht Erik Karlsson die Penguins zum Stanley Cup Contender?

Es ist ein Königstransfer – Star-Verteidiger Erik Karlsson wechselt zu den Pittsburgh Penguins! Viele NHL-Experten sehen die «Pens» dank dieses Transfers als einen Titelfavoriten auf den Stanley Cup. Thomas Roost hat allerdings eine andere Meinung.

Der neue Entscheidungsträger bei den Pittsburgh Penguins, Kyle Dubas, ist hoch intelligent, schlau und kreativ; trotz seines noch jungen Alters gehört er bereits zu den besten GMs in der Liga. Kyle Dubas ist mit dem Trade von Erik Karlsson ein Meisterstück gelungen; aus Respekt vor den verdienten, aber alternden Stars Sidney Crosby, Evgeni Malkin und Chris Letang fährt Kyle Dubas die Strategie der «auszupressenden Zitrone»; er will seinen Stars die Möglichkeit bieten, noch einmal um den Cup spielen zu können. 

Die Pittsburgh Penguins sind in einer sehr schwierigen Phase, denn aufgrund der grossen Erfolge in der Vergangenheit hatten sie immer nur späte Draftrechte und der jüngste Niedergang vom Titelanwärter zum mittelmässigen Team fruchtete auch nicht in einem Top-10 Draftpick, denn Mittelmässigkeit führt nur zu mittelmässigen Draftrechten. Das Resultat: Die Pittsburgh Penguins Prospect-Pipeline ist eine der allerschwächsten der gesamten NHL und dies bedeutet nicht nur düstere Mittelfristperspektiven betreffend Junioren, sondern auch kein echtes Tafelsilber im umkämpften Trademarkt. Trotz dieser miserablen Ausgangslage ist es Kyle Dubas gelungen, Erik Karlsson in einem komplizierten Dreieckstrade nach Pittsburgh zu lotsen. Ich verneige mich vor Kyle Dubas. 

Meine Meinung betreffend Stanley Cup Contender unterscheidet sich aber klar von Kyle Dubas und von der Meinung zahlreicher Experten, die den Trade bewertet haben. Die Mehrheitsmeinung ist, dass die Penguins mit Erik Karlsson wieder ein ernst zu nehmender Titelfavorit sein werden. Nein, aus meiner Sicht ist dem nicht so. Ich befürchte, dass die zahlreichen Schwächen der Penguins (bottom 6 Forwards, Defender, zum Teil Goalies, alternde Superstars) eine zu grosse Hypothek sind, um mit einem einzigen markanten Trade den «Gap» zu den ganz grossen Favoriten wieder schliessen zu können. Die anderen bisherigen Dubas-Transaktionen haben diese Schwachstellen nur punktuell beheben können: Die Zuzüge von Reilly Smith und Lars Eller wurden durch den Abgang von Jason Zucker verwässert, einzig der solide Ryan Graves wird – ausser Karlsson – eine relative Verbesserung der Defense bewirken. Noch immer aber fehlt es an der Klasse im dritten und vierten Block und die Goaliesituation ist ebenfalls etwas unsicher. Werden Crosby, Malkin und Letang besser spielen als in der vergangenen Saison? Mindestens theoretisch wird das Gegenteil der Fall sein. Mit über 35 Jahren ist die Wahrscheinlichkeit einer Regression höher als eine Stagnation oder Progression. 

Wie schaut es bei der unmittelbaren Konkurrenz im Osten aus? Die Florida Panthers? Seit ihrem sensationellen Playoff-Run ist es eher abenteuerlich zu glauben, dass die Panthers noch einmal eine derart durchzogene Regular Season spielen werden. Die Buffalo Sabres? Sie sind definitiv das Team, das die meisten Experten in der neuen Saison in den Playoffs erwarten. Auch die Ottawa Senators sind im Aufwind und klopfen ebenfalls an die Playoff-Türe. Können die Penguins die New York Islanders verdrängen? Ganz vielleicht ja, aber Geld wetten würde ich auf dieses Szenario nicht, immerhin wissen die Islanders mit Ilya Sorokin einen der allerbesten Goalies in ihren Reihen. Die Rangers? Eher nein, und ziemlich klar nein bei den Carolina Hurricanes, Tampa Bay Lightning und den Toronto Maple Leafs. Ok, vielleicht die Boston Bruins. Der Abgang von Patrice Bergeron wird schmerzen, aber denken wir daran: Die Bruins holten in der letzten Regular Season eine Rekordpunktzahl! Der langen Worte kurzer Sinn: Während die meisten Experten die Penguins mit Karlsson als veritablen Stanley Cup Contender einstufen, glaube ich nicht daran. Bereits eine Playoffqualifikation wäre für mich eine kleine Ueberraschung, d.h. ich rechne damit, dass die Penguins die Playoffs knapp verpassen werden, trotz Karlsson. In 10 Monaten wissen wir mehr und das augenzwinkernde «Bashing» darf dann nicht fehlen.