Die Predators haben im Sommer mehr als 100 Mio in neue, zusätzliche Spieler investiert und galten nicht nur bei mir als Transfersieger. Die grosse Mehrheit der Experten waren sich einig, dass die Predators vor allem nach den Zuzügen von Steven Stamkos, Jonathan Marchessault und Brady Skjei in den erweiterten Kreis der Stanley Cup Contender aufgestiegen sind. Doch weit gefehlt, die Predators waren bereits an Weihnachten weit abgeschlagen am Tabellenende zu finden. Die Playoffplätze? Weit entfernt. Auch Wochen danach schaut es nicht viel besser aus. Nur noch ein Wunder verhilft den Predators auf einen der Wild Card Plätze, ein normaler Playoff-Platz ist bereits ausser Reichweite. Nach einer überraschenden Saison, in der sie die Playoffs erreichten und in der ersten Runde gegen die Vancouver Canucks mehr oder weniger knapp scheiterten, sorgten die Predators in der Free Agency für Furore und die Hoffnung war gross, dass sie in dieser Saison noch stärker sein werden.
Was sind die Gründe für das Versagen?
Stamkos und Marchessault sind bis jetzt riesige Enttäuschungen und produzieren weder offensiv, noch haben sie defensiv einen stabilisierenden Effekt, ganz im Gegenteil. Lesson learned: Es ist sehr fraglich, ob man ein Team durch die Free Agency aufbauen kann. Ich denke, dass die Free Agency dazu dienen soll, mit Finetuning einen Kern an Spielern abzurunden. Ein Team aufbauen oder erneuern ist durch die Free Agency nicht möglich.
Foto: Steven Stamkos
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Die Predators hatten noch nie in ihrer ganzen Geschichte einen überragenden Nr. 1 Center und der fehlt auch jetzt. O’Reilly und Stamkos sind im Spätherbst ihrer Karrieren angelangt und können die Anforderungen an diese Position nicht (mehr) erfüllen. Tommy Novak, der überraschende 2. Liniencenter, der in der vergangenen Saison unerwartet sehr gute Leistungen gezeigt hat, konnte dieses Leistungslevel bis jetzt in dieser Saison nicht bestätigen und die anderen Center in der Nashville Pipeline sind schlicht und einfach zu wenig gut, um den Ansprüchen für ein Contender-Team zu genügen.
Nehmen wir die Top-9-Forwards und die Top-4-Verteidiger der Predators, basierend auf der durchschnittlichen Eiszeit: Der Trend ist klar: Sie sind überaltert. In dieser Gruppe sind nur vier Spieler unter 30 und nur einer unter 27: Luke Evangelista.
Foto: Roman Josi
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Der alte Kern an Topspielern (Josi, Forsberg und Saros) konnte bis jetzt nicht ihr Leistungsmaximum abrufen. Alle kämpfen mit individuellen Formschwankungen, oder es gilt auch für sie: Der Karrierewinter – oder mindestens der Herbst - rückt näher.
Josi wird somit im Frühjahr unsere Nati verstärken, oder sagt er eventuell ab mit der Begründung, dass er nach einer derart langen, frustrierenden Saison mal den Kopf durchlüften muss? Falls ja, kommt Patrick Fischer in die Bredouille denn ein solcher Absagegrund wäre zwar einerseits verständlich, andererseits würde er damit aber Patrick Fischer in eine unangenehme Position bringen, denn wie war das doch mit Lian Bichsel?
![]() | Thomas Roost ist seit 1996 NHL-Scout für den Central Scouting Service und verfolgt die beste Liga der Welt hautnah. |