Text von Thomas Roost, Header-Fotos: zvg/nhl
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Die Florida Panthers schafften das beinahe Unmögliche: Die Titelverteidigung in der NHL. In einer packenden Serie gegen die Edmonton Oilers gewannen sie am Schluss verdient. Die Oilers haben aber alles andere als enttäuscht. Die Oilers waren in einem Spiel besser, die Panthers in zwei und drei Spiele waren völlig ausgeglichen. Die NHL ist eine so genannte «Copy Cat» Liga, d.h. die Teamverantwortlichen richten sich in ihrer Strategie immer am Stanley Cup Sieger aus. Dies hat seine Berechtigung wird aber in aller Regel massiv übersteigert interpretiert. Die Oilers und die Panthers waren mehr oder weniger gleich gut. Jetzt tendiert man aber dazu, alles bei den Panthers gut und alles bei den Oilers schlecht zu reden; ein kapitaler Fehler, der aber immer wieder gemacht wird.
Im Teamgefüge findet sich auf allen Ebenen Leadership, welches es ermöglicht, dass in jeder heiklen Situation jeder alles für das Team macht und mit gutem Beispiel vorangeht. Symbolisch für das Panthers Leadership war die Pokalübergabe. Captain Barkov übergab den Stanley Cup Pokal zuerst an diejenigen Spieler die den Cup noch nie gewonnen haben; eine kleine aber in der Symbolik grossartige Geste, wie ich meine.
Die Panthers haben die Oilers in den sechs Startdritteln mit 13-4 outgescored und somit beanspruchten die Oilers immer einen unglaublichen Effort, um die Spiele noch kehren zu können. Diesem Effort haben sie in den Spielen 5 und 6 eventuell Tribut gezollt. Sie spielten am Schluss nicht mehr ihr bestes Eishockey.
Die Oilers haben die Lehren aus der letzten Saison gezogen und brachten in diesem Jahr mehr Kadertiefe aufs Eis als in der letzten Saison und dies hat sie bis ins Finale geschwemmt. Im Finale mussten sie auf Zach Hyman verzichten, Ryan Nugent-Hopkins spielte mit einem gebrochenen Knochen in der Hand, Trent Frederic und Mathias Ekholm schienen nach Verletzungen noch nicht wieder in Topform. Bei Florida spielte allerdings Matthew Tkachuk ebenfalls mit einer ihn behindernden Verletzung. Insgesamt schienen aber die Oilers mehr unter den Verletzungen gelitten zu haben, denn im Finale hatten die Panthers klar die bessere Kadertiefe.
Die Panthers verfügten im Finale über das bessere Goaltending. Bobrovsky hat Skinner und Pickard ausgestochen. Immerhin schafften die Oilers mit dem eher unterdurchschnittlichen Goalieduo die Finalteilnahme, zum Titel reichte es aber nicht und ich wäre nicht überrascht, wenn die Oilers in der Ausgabe 2025/2026 mit einer neuen Nr. 1 im Goal starten würden.
Es war auffällig, dass sämtlich Panthers Playoff Gegner nicht ihr bestes Hockey zeigen konnten. Dies ist keine Relativierung des Panthers-Erfolgs, sondern das Gegenteil. Offensichtlich hat der Panthers-Staff die Gegner gut analysiert und die «Findings» perfekt aufs Eis gebracht, so dass sie die Stärken ihrer Gegner immer sehr wirkungsvoll abwürgen konnten. Eindrücklich dies über alle Serien feststellen zu können und vor allem auch im Finale.
Kein NHL-Team interpretiert das so genannte «Heavy Hockey» derart perfekt, wie die Florida Panthers. Wie eine Dampfwalze machen sie die Gegner platt, es gibt für die Gegner kaum je freies Eis und jeder Hit wird fertig gemacht. Positive Aggressivität, Intensität vom Feinsten und Disziplin im Spiel in der neutralen Zone, dies sind alles Auffälligkeiten im Panthers Spiel.
Fotocredits: zvg/nhl
Sie haben die Kadertiefe zurecht verbessert, aber im Finale kam dies wegen der Verletzungen nicht mehr gut zum Vorschein. Die Oilers Kombination von Speed und Skills ist eindrücklich und das zweiköpfige Monster McDavid/Draisaitl wurde ihrem Ruf gerecht. Draisaitl erzielte einige entscheidende Tore während McDavid das Puckluck in den Playoffs nicht gepachtet hat. 21 expected Tore sind aussergewöhnlich, nur gerade 7 sind es dann aber geworden, kein Puck-Luck für den Oilers Captain. Wir dürfen damit rechnen, dass dies in einem Folgejahr nicht mehr so sein wird. Mit Hyman, Kane (der sich nach dem Finale allerdings sehr unwürdig verabschiedet hat), Nugent-Hopkins. Frederic, Kapanen und dem bis auf das Finale positiv überraschenden schwedischen Verteidiger Klingberg hatten die Oilers plötzlich das in den Vorjahren schmerzlich vermisste «Secondary Scoring». Im Finale allerdings lag dann – aus bereits beschriebenen Gründen – die ganze Verantwortung wieder bei McDavid/Draisaitl. Die Oilers haben auch wiederholt sehr viel Moral bewiesen und schon verloren geglaubte Spiele mirakulös noch gekehrt. Dies hat den Charakter der Mannschaft gezeigt.
Insgesamt ein packendes Duell auf allerhöchstem Niveau, vor allem in den Spielen eins bis vier.
An dieser Stelle noch einmal herzliche Gratulation an die Florida Panthers die in drei Jahren unglaubliche zweimal den Pot geholt und einmal das Finale erreicht haben. Zudem: Auch wenn sie sich davon nichts kaufen können: Auch das Erreichte der Oilers ist bemerkenswert. Zweimal hintereinander im Finale, das ist sportlich eine sehr gute Leistung, auch wenn sie kaum Erwähnung findet.
![]() | Thomas Roost ist seit 1996 NHL-Scout für den Central Scouting Service und verfolgt die beste Liga der Welt hautnah. |