Für die SCL Tigers und die Rapperswil-Jona Lakers ist die Saison nach der Regular Season zu Ende. MySports-Experte Ueli Schwarz blickt in seinem neusten Blog «Schwarz oder doch Wiis?» zurück auf die Saison der beiden Teams und ordnet deren Leistungen ein.
An der Ilfis und am Obersee ist Ruhe eingekehrt. Nicht, dass dort nicht mehr gearbeitet würde. Die Ruhe bezieht sich auf den Meisterschaftsbetrieb, der für die SCL Tigers und die Rapperswil-Jona Lakers auf dem elften, respektive zwölften Platz abrupt endete. Wie ich die beiden Organisation kenne, sind sie bereits am Aufarbeiten des Geschehenen und Geleisteten, um wieder Schritte vorwärts bewerkstelligen zu können. Nachfolgend mein bescheidener Versuch, das Geschehene rund um diese beiden Teams zu analysieren und einzuordnen.
Ich habe sie «best case» auf Rang fünf bis sechs und im «real case» auf Rang sieben bis acht erwartet. Rein rang- und resultatmässig haben also die Lakers mit Rang zwölft weniger geliefert, als ich ihnen zutraute. Im Vergleich zum super Vorjahr muss diese Saison unter der Rubrik «Back to normal» verbucht werden.
Positiv zu erwähnen sind sicherlich die Auftritte in der Champions Hockey League, wo gar die Viertelfinals erreicht wurden. Da hat das Team auch spielerisch seine Sonnenseite gezeigt mit gutem Puck-Management sowie gepflegtem und effizientem Tempo-Spiel nach vorne.
Diese Spielart, die noch im Vorjahr gleichermassen positiv überraschte wie begeisterte, war an vereinzelten lichten Abenden auch in der Meisterschaft zu sehen, aber nicht konstant genug. Im Unterschied zur CHL waren die Gegner in der National League besser auf die Lakers-Spielweise vorbereitet und es schien, als sei der Gameplan zu oft durchschaut gewesen.
Mit gezieltem Forechecking und einer etwas massierteren neutralen Zone wurde dem Spiel öfter als lieb der Zahn gezogen. Das Puckmanagement wurde im Vergleich zum Vorjahr deutlich schlechter. Die Mannschaft war in der Zone-Coverage (Spiel in der Defensivzone) deutlich anfälliger als noch im Vorjahr. Das war besonders im Spiel fünf gegen fünf augenfällig. In diesen Spielsituationen schaute für die Lakers nur ein Torverhältnis von 92:120 heraus, was eine zu grosse Hypothek bedeutete. Im Vorjahr lautete das Verhältnis noch 131(!) : 91(!). Im direkten Ligavergleich im Spiel fünf gegen fünf steht das Team halt eben da, wo es auch rangmässig endete. Es hätte ein unheimlich gutes Powerplay gebraucht, um das zu kompensieren. Mit 29 Toren und einer Quote von 18.47 Prozent war das zwar ansehnlich, aber eben noch lange nicht so gut, wie es nötig gewesen wäre, um die riesige Hypothek wettzumachen. Man darf sicherlich auch zufrieden sein mit dem Penaltykilling mit 23 Gegentoren und einer Quote von 84.35 Prozent.
In Anbetracht der Zusatzbelastung der CHL machte der Club einen Schritt nach vorne und startete mit sieben Ausländern in die Saison. Das Pech war aber steter Wegbegleiter – Conolly und Rask fielen mit grossen Verletzungen praktisch die ganze Saison aus und die beiden für die Lakers-Spielweise so wichtigen Noreau und Djuse verzeichneten ebenfalls lange Ausfälle. Dass dann der unbestrittene Leader und Ausnahmekönner Cervenka auch einige Spiele fehlte und eine für seine Verhältnisse schwächere Phase einzog, war der Leistungsentwicklung des Teams gewiss nicht zuträglich … auch Jensen und Schroeder fanden nicht zum Rendement des Vorjahres zurück und die während der Saison verpflichteten Frk und Leslie konnten dem Team kaum entscheidende Impulse verleihen. Dabei wären die Lakers – nicht als einziges Team – auf Topleistungen der Import-Fraktion angewiesen gewesen.
Dass Punnenovs zu den Lakers zurückkehrte, zeigt auch auf, dass die Torhüterleistungen gemessen am Vorjahr zwar durchschnittlich waren, aber in Anbetracht der Schwächen in der Defensive hätten die Goalies enorm viel mehr «stehlen» müssen, um ein besseres Teamresultat zu erhalten.
Alles in allem ein schwieriges Lakers-Jahr, das erstmals mehr Rück- als Fortschritte brachte. Das kam nicht ganz überraschend. Beeindruckend aber, mit welcher Ruhe, Zielgerichtetheit und mit wie viel Realismus trotz einer resultatmässig enttäuschenden Saison gearbeitet wurde. Das Team wird mit Noreau und Aebischer zwei Leistungsträger in der Verteidigung sehr gut ersetzen müssen und auch ein glückliches Händchen bezüglich der Import-Besetzung haben müssen. Gespannt darf man auf die Jungen Hornecker, Alge und Taibel sein und ebenso darauf, ob und wie Mika Henauer den Abgang Aebischers zu kompensieren vermag.
Erst in den letzten Minuten des 52. Regular-Season-Spiels wurde es zur Gewissheit, dass die Saison der Tigers zu Ende ist. Dass es so spät klar wurde, verdanken die Tigers einem sehr starken Schlussspurt bei gleichzeitigem Schwächeln von Servette und Biel. Plötzlich schien alles möglich. Ich habe den Tigers vor der Saison im «best case» Rang zehn zugetraut. Rang elf wurde es – ganz knapp schlechter. Mit dem «worst case» Rang 13/14 hatte das Team nie etwas zu tun – ein Fortschritt! Ich würde die Saison wie folgt zusammenfassen: «Viel war richtig, gut und vieles ging vorwärts»
Wer dermassen knapp scheitert, sucht nach verlorenen und verschenkten Punkten (wie jedes Team …). Die SCL Tigers haben sich nach einem schwachen Start (Sechs Spiele – nur ein Sieg) relativ gut gefangen, zogen dann aber anfangs Dezember bis Ende Januar eine wohl zu lange schwache Phase ein mit nur einem Sieg in elf Spielen. Im vielleicht wichtigsten Spiel der Saison – gegen ein schwächelndes Kloten – flatterten die Nerven und man holte nach einem 1:4-Rückstand zumindest noch einen Teilerfolg, aber eben nicht das Punktemaximum. Die wichtigsten Spiele gewinnen – das ist auch ein Lernprozess. Die Tigers gewannen vor Jahresfrist das wichtige Spiel in Ajoie im Playout. Das war ein Anfang. In dieser Saison aber gab’s dann wieder ein paar Schlüsselspiele, wo das nicht gelang. Da gibt’s sicherlich ein gewisses Steigerungspotential.
Sehr oft war der Unterschied im Spiel fünf gegen fünf ersichtlich. Die Tigers haben da über die ganze Saison – ähnlich schlecht wie die Lakers – 82:117 gespielt. Das genügt nicht für ein besseres Resultat, obwohl die Tigers mit dem 6.-erfolgreichen Powerplay 31 Tore davon wettmachen konnten. Im Bereich fünf gegen fünf hat man im Emmental im Vergleich zur Vorsaison noch nicht auffallende Fortschritte erzielt, im Gegensatz zum Powerplay und zum Penaltykilling, wo man heuer erfolgreicher und effizienter unterwegs war.
Ganz erfreulich waren die Torhüterleistungen von Charlin und Boltshauser! Nicht Wenige vermuteten da eine mögliche Schwachstelle. Das Gegenteil war der Fall: Das war eine ganz grosse Stärke! Die Analytics besagen, dass beide viel weniger Tore kassierten, als zu erwarten gewesen wäre und die Beiden standen am Ursprung vieler Punktgewinne.
Solid war auch die Import-Fraktion – die Finnen (etwas verspätet auch Mäenalanen) haben das Team getragen und der gradlinige und aggressive Malone hat sie überraschend gut ergänzt. Wie schon in den Jahren zuvor litt das Team unter dem Secondary-Scoring – also den fehlenden Toren weiterer Kaderspieler. Mit Julian Schmutz gelang ein Hammer-Transfer. Er war ein unglaublich gutes und effizientes Schwungrad in der Offensive. Dario Rohrbach – etwas verspätet – schlüpfte im letzten Teil der Meisterschaft auch in die Scorer-Rolle. Es ist – auch nach vorne gerichtet – von enormer Bedeutung, dass die Tigers über Schweizer-Spieler verfügen, die 10 bis 15 Tore pro Saison erzielen können.
Von den jungen Spielern haben Salzgeber, Guggenheim, Lapinskis, Meier und Zanetti ersichtliche Fortschritte erzielt. Sie müssen sich auch in Zukunft weiter so entwickeln, wollen die Tigers auf einen soliden Kern bauen können. Mit Fahrni und Allenspach werden 2 weitere Spieler mit Potenzial nach oben dazu stossen.
Die Trainercrew und das gesamte Umfeld verdienen sich gute Noten. Man wusste stets, wer man war und man weiss es immer noch! Man wusste ebenso stets, wer man nicht sein kann und man weiss es immer noch! Man geht konsequent den eingeschlagenen Weg mit der Politik der nächsten kleinen und kontinuierlichen Schritte. Die eben abgeschlossene Saison darf ermutigend wirken.