Die Entwicklung der NHL

Gary Bettman ist seit mehr als 25 Jahren NHL-Commissioner. Doch nicht alle Eishockey-Fans sprechen positiv über ihn. Für Thomas Roost ist die Bettman-Ära eine Erfolgsgeschichte, in seiner Kolumne erklärt er die Gründe dafür.

Seit mehr als 25 Jahren ist Gary Bettman NHL Commissioner. Bei den Old School Hockey Fans ist er unbeliebt, er wird fast jedem seiner Auftritte ausgebuht. Dies zu Unrecht, denn die Aera Bettman ist eine Erfolgsgeschichte. Ja, es gab während dieser Zeit zwei schmerzliche Lockouts und auch die eine oder andere Episode, die von der NHL kommunikativ nicht immer glücklich gemanagt wurde. Die Erfolge sprechen aber für sich; sie sind substanziell erheblich und führten die beim Amtsantritt von Bettman wackelige NHL in eine prosperierende Zukunft. Konkret:

Bettman schaffte es, eine harte Gehaltsobergrenze (hard salary cap) zu etablieren. Vorher gab es in der NHL rein gar kein Gleichgewicht. Wenn man ein reiches Team war, konnte man die besten vertragslosen Spieler ohne jegliche Mühe den Teams aus den kleineren Märkten wegschnappen. Mit der Gehaltsorbergrenze haben auch die Teams aus diesen kleineren Märkten wieder eine Chance, zu konkurrieren.

Der Aera Bettman darf auch der Erfolg in den nicht traditionellen Eishockeymärkten in Nordamerika zugeschrieben werden. Fast alle Expansionteams sind eine Erfolgsgeschichte. Die Vegas Golden Knights und die Seattle Kraken bezahlten 500 resp. 650 Mio Expansionsgebühren. Bei beiden Franchises waren die Saisonkarten fast sofort ausverkauft und Vegas schaffte es in nur wenigen Jahren, eine der grössten nächtlichen Fangemeinde der Liga aufzubauen.

Wirtschaftlich gesehen haben sich die Einnahmen der Liga verfünffacht, die Spielergehälter wurden markant erhöht und durch die Expansionteams gibt es auch deutlich mehr NHL-Arbeitsplätze für Spieler und Backoffice-Staff. Die NHL trägt jetzt auch Spiele in der Regular-Season in internationalen Märkten aus und hat damit ihre weltweite Attraktivität erhöht. Die Liga hat die Winter Classic ins Leben gerufen, ein jährliches Spiel am 1. Januar unter freiem Himmel; jährlich freuen sich Zehntausende von Fans auf dieses Ereignis.

Die Fernseheinnahmen sind erheblich gestiegen, ebenso die Sponsoringverträge. Bettman sorgte dafür, dass Playoffspiele landesweit im Fernsehen übertragen wurden. Als der bereits supergute Vertrag mit NBC/Universal im Jahr 2021 auslief war es die grosse Herausforderung, einen neuen Vertrag mit ähnlich guten Bedingungen abschliessen zu können. Das Resultat: Nicht nur ähnlich gute Bedingungen, sondern nochmals eine Verbesserung wurde erreicht: Zunächst kündigte die NHL eine Partnerschaft mit der Walt Disney Company an, die als Hautptveranstalter für die Berichterstattung fungieren sollte. Dieser Vertrag ermöglichte der Liga den Zugang zum Medienimperium von Disney, einschliesslich des Molochs ESPN und seiner Online-Streaming-Dienste. Der zweite Teil der neuen TV-Rechte wurde mit Turner Broadcasting ausgehandelt. Damit wurde Eishockey bei einem anderen Mediengiganten, Warner Media, relevant und die Liga erhält Zugang zu einem neuen Publikum sowohl im Kabel wie auch über dessen Streaming-Plattformen. Ebenfalls zu erwähnen ist die höchst erfolgreiche Kampagne «history will be made». Diese Werbespots gingen schnell viral und brachten die Emotionen der Playoffs auf den Punkt. Unzählige von Nutzern erstellten Videos und überschwemmten YouTube.

Zudem hat Bettman durch das kanadische Währungshilfeprogramm dazu beigetragen, dass sich die wackeligen Franchises in Edmonton, Calgary und Ottawa stabilisert haben und Winnipeg hat ihre Franchise zurückbekommen.

Alles in allem ist die Aera Gary Bettman eine grosse Erfolgsgeschichte und der gezeigte Unmut von Old School Hockey Fans ist aus meiner Sicht unberechtigt.