Text von Thomas Roost, Header-Fotos: Fribourg-Gottéron & EVZ
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Elijah Neuenschwander, der Gottéron-Goalie, sowie der Zug-Verteidiger Ludvig Johnson wurden im NHL-Draft berücksichtigt. Was bedeutet dies für die beiden Schweizer Hoffnungsträger? Wie schaut die interne Hierarchie bei den Anaheim Ducks (Neuenschwander 4. Runde, 104th overall) und Utah Mammoth (Johnson, 6. Runde, 174th overall) aus? Was sagt die Statistik über die Eintretenswahrscheinlichkeit einer NHL-Karriere der beiden?
Zuerst ein Blick auf die Goaliepipeline bei den Anaheim Ducks. Es gab jüngst einige Änderungen und der Trade von John Gibson zu den Detroit Red Wings hat ziemlich hohe Wellen geworfen.
Auf den ersten Blick schaut es gut aus für Elijah Neuenschwander, denn die aktuelle Goaliepipeline bei den Ducks gehört zu den vermeintlich schwächsten in der NHL. Lukas Dostal ist jetzt die noch ungeprüfte Nr. 1 im Tor der Anaheim Ducks, währenddem Petr Mrazek die vorläufige Nr. 2 markiert.
Ich persönlich denke nicht, dass dieses Tandem den Langfristplänen der Ducks entspricht – was «good news» sind für die nachrückenden Talente. Einer der spannendsten ist zweifelsohne Elijah Neuenschwander.
Er wird sich mit dem 2-Meter-Italiener Damian Clara und dem Schweden Calle Clang um die Poleposition bei den jungen Ducks-Goalies streiten. Weder Clang noch Clara gehören zu den allergrössten NHL-Goalietalenten. Die interne Konkurrenz für Neuenschwander ist also gegeben, aber nicht übermächtig
Weniger gut schaut es hinsichtlich NHL-Karriere aus, wenn ich die Statistik bemühe: Nur gerade 14.7 % der Viertrundenpicks haben bis jetzt mehr als 100 NHL-Spiele geschafft. Dies ist die nüchterne Realität.
Spannend wird sein, ob Neuenschwander noch eine Saison in hiesigen Gefilden absolvieren wird oder ob er den Sprung in die AHL wagt. Aufgrund meiner Beobachtungen glaube ich, dass er reif genug für den Sprung nach Nordamerika ist – aber diese Entscheidung wird von den Ducks und nicht von mir getroffen.
Foto: Ludvig Johnson
Fotocredits: Phhilipp Hegglin
Wenigstens auf dem Papier schaut es für Ludvig Johnson sehr viel schwieriger aus, in absehbarer Zeit die Top-6 der Utah Mammoth zu knacken. Wen kann er realistischerweise vom Thron stürzen? Sergachev? Durzi? Marino? Schmidt? Perunovich? Välimäki? Kesselring?
Välimäki und Kesselring sind aktuell noch keine Ueberspieler, aber beide sind jung und haben sich jüngst sehr gut entwickelt. Perunovich ist verletzungsanfällig – aber dann gibt es ja noch die Pipeline der nachrückenden Talente. Und bei denen gehört Ludvig Johnson noch nicht zur Crème de la Crème.
Dmitri Simashev und Maveric Lamoureux stehen da in der ersten Reihe. Auch der Deutsche Maksymilian Szuber und der Russe Artyom Duda sind aus heutiger Sicht ganz bestimmt noch höher einzuschätzen als Ludvig Johnson.
Für ihn spricht, dass er in den letzten 18 Monaten einen grossen Leistungssprung vollzogen hat. Falls er seine Lernfähigkeit auf diesem hohen Niveau konservieren kann, dann wird er in zwei bis drei Jahren den einen und anderen Defender-Konkurrenten im Kader der Utah Mammoths überholt haben.
Die nüchterne Statistik spricht aber auch bei Ludvig Johnson gegen ihn. Nur gerade 8.8 % der 6.-Rundenpicks schafften bis jetzt mehr als 100 NHL-Spiele.
Trotzdem: Ein NHL-Draft ist immer eine Auszeichnung für junge Talente, auf die sie mächtig stolz sein dürfen. Hinsichtlich Karrierevorhersage bedeutet dies aber noch nicht sehr viel. Es ist lediglich ein erster Schritt auf dem vermutlich sehr langen und steinigen Weg zum regulären NHL-Spieler.
Es ist ein Ansporn, noch mehr zu investieren als bis jetzt schon – ein Ansporn, mehr zu tun als andere.
![]() | Thomas Roost ist seit 1996 NHL-Scout für den Central Scouting Service und verfolgt die beste Liga der Welt hautnah. |