Wir wollen die Fans zurück!

«Beim nächsten Check musst du dich warm anziehen!» Oder: «Hey Schiri! Wie kannst du dieses Foul übersehen und meine Spieler schickst du dauernd auf die Strafbank?» So tönt es derzeit, wenn auf MySports die Live-Spiele der National League übertragen werden. Weil die Fans komplett ausgeschlossen sind, liefern die Aussenmikrofone die letzten übrig gebliebenen Fetzen an Emotionen in unser Wohnzimmer. Weil es keine Fan-Gesänge, keine Pfiffe und auch keine ausgelassenen Jubelbilder und High-Fives auf den Rängen gibt, hören wir eben die Spieler und Coaches deutlicher und öfter während einer Live-Übertragung, als das mit Fans in der Halle der Fall ist.

Jetzt könnte man doch sagen, dass Covid dazu beigetragen hat, dass wir den Spielern und Coaches ein Stück näher gekommen sind. Wir wissen jetzt, wie sie mit der Mannschaft und den Offiziellen kommunizieren. Wir tauchen ein in die Dynamik auf der Spielerbank. Wir sehen und hören, wie sich die Spieler verbal Saures geben und im nächsten Moment wieder über die Band stürmen, um ihre nächste Shift zu starten.

Aus Sicht des Kommentators kommt hinzu, dass die Anfahrt und die Abreise an ein Eishockeyspiel noch nie so reibungslos funktioniert hat wie in dieser Saison. Oft sind die Strassen halb leer, auf den Parkplätzen vor den Stadien können wir uns den besten Platz aussuchen und wenn man mal in der Pause auf die Toilette muss, kann das Geschäft innerhalb weniger Minuten und ohne langes Anstehen erledigt werden. Dass die Verpflegungsstände und die Presse-Räume geschlossen sind, fällt wenig bis gar nicht ins Gewicht. Dann pack ich eben zu Hause ein Sandwich und ne Tafel Schokolade in die Tasche und los geht’s.

Wenn ich mir all diese Punkte so durch den Kopf gehen lasse und eine sorgfältige Güterabwägung mache, komme ich zum Schluss, dass Geisterspiele gar nicht so schlimm sind. Nun, dieses Fazit habe ich anfangs November gezogen. Mittlerweile ist Februar 2021. Der Reiz des Ungewöhnlichen ist verflogen und die Sehnsucht, wieder Fans im Stadion zu haben, ist so gross wie die Verletzungssorgen beim HC Ambri-Piotta.

Ich vermisse die Fans im Stadion so sehr wie noch nie. Egal ob jung oder alt, ob Mädchen oder Junge, ob Heim- oder Auswärtsfan. Ich will wieder die Fahnen schwingen sehen. Ich wünsche mir die mühsamen Papierschnipsel in den Fankurven zurück. Ja, ich gehe sogar soweit und sage, ich würde mich sogar über eine Spielunterbrechung freuen, weil verärgerte Fans Münzen und Becher aufs Eis werfen. Ich könnte sogar darüber lachen, wenn es in der Bossard Arena mal wieder einen längeren Unterbruch gibt, weil die Bedienung der Spieluhr die Funktionäre überfordert. Oder wenn die Heimfans der Lakers, die gleich hinter der Gästebank sitzen, mal wieder etwas über die Stränge schlagen und die Spieler provozieren. Ich würde viel dafür geben, wieder mal eine richtige Fan-Choreo zu geniessen. Mich würde es auch nicht stören, wenn die Fans im Stadion nach Spielschluss meinen Interviewpartner niederschreien und das Gespräch so besonders mühsam machen. All das wäre für mich kein Problem, ich verspreche es hier und heute und jetzt. Ich will die Fans zurück im Stadion. Für mich, für die Spieler, für das Schweizer Eishockey. Ich vermisse euch.