Hlinka-Gretzky-U18-Cup mit überraschendem Sieger

20.08.2025
Aktualisiert am 20.08.2025

Text von Thomas Roost, Header-Fotos: Fabrice De Gasperis

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Alle Jahre wieder: Das grosse Stelldichein der NHL-Stars von morgen, mein absolutes Lieblingsturnier. Zum Beispiel Kanada mit all seinen Stars, fast ausschliesslich Spieler mit Erstrundenpotenzial für den Draft 2026 oder 2027. Es ist eine Freude, diesen ungezähmten, hoch talentierten Wildpferden zuzuschauen.

Mit Ausnahme bei den Schweden und Finnen ist Taktik noch nicht so gross geschrieben; die reine Spielfreude überwiegt. Dieses grossartige Turnier, welches gerüchteweise schon bald wieder jedes Jahr in Tschechien/Slowakei stattfinden wird (in den letzten Jahren wurde wechselweise auch in Edmonton gespielt), hat schon grosse Geschichten geschrieben.

Ich erinnere mich an einen Schweizer Sieg gegen Kanada vor vielen Jahren mit Tobias Stephan im Tor und Roger Bader an der Bande. Und schon sind wir beim ersten Thema.

Die Leistung der Schweizer

Der 08er-Jahrgang ist ein guter im schweizerischen Vergleich. Auch darum habe ich mich in diesem Jahr ganz besonders auf dieses Turnier gefreut. Es war zudem ein extrem wichtiges Schaufenster für unsere Jungs, weil sie an der U18-WM im Frühling in der zweiten Division antreten müssen.

Das Schaufenster der Top U18-WM fehlt in diesem Jahr. Wenn ich unsere teaminternen wie auch die Gespräche mit Scouts von NHL-Clubs als Massstab nehmen darf, dann haben die Schweizer Talente nicht überzeugt. In den ersten beiden Spielen galt es von der ersten Minute an eine komplette Überforderung anzuerkennen.

Tschechien war spürbar dominanter als noch in den beiden Juli-Spielen in Davos, und die acht Gegentore in rund 13 Minuten gegen Kanada hatten schon fast Slapstickcharakter. Im internen Meeting nach diesen beiden Spielen musste ich mich vernichtenden Kommentaren meiner Kollegen erwehren. Immerhin gewannen meine verteidigenden Worte durch die Siege gegen Finnland (leider bedeutungslos) und Deutschland im Nachhinein etwas an Gewicht.

Jonas Neuenschwander gilt aus heutiger Sicht als einziger sicherer Draftpick in diesem U18-Kader, aber auch er muss früher oder später beweisen, dass er auf diesem Niveau mehr scoren kann, als er an diesem Turnier gezeigt hat. Ein halbes Dutzend anderer unserer Jungs steht aktuell irgendwo auf einer sogenannten PWI «Player to Watch List». Das bedeutet: «aktuell noch kein Draftpick, aber weiter beobachten».

Mir persönlich hat an diesem Turnier Yanis Lutz ganz gut gefallen, aber er muss physisch noch kräftig zulegen. Auch Fabrice Bouvard war in Ordnung.

Jonas Neuenschwander

Foto: Jonas Neuenschwander
Fotocredits: keystone

Der überraschende Sieger

Im Gegensatz zu den Kanadiern sind die US-Amerikaner mit einem «B-Team» angetreten. Die besten US-Talente sind in aller Regel im USNTDP-Programm integriert, am Hlinka-Turnier spielt somit mehr oder weniger «the best of the rest».

Keiner ihrer Jungs stand vor dem Turnier als «A-Player» (Erstrundenkandidat) auf unseren und auch auf anderen Listen. Dieses US-Team hat aber gezeigt, dass «Grit», «hard skating», Intensität, ein hoher Energielevel und Teamgeist Berge versetzen können.

Im Halbfinale waren sie gegen Kanada kaum unterlegen. Sie gewannen nicht nur wegen einer famosen Goalieleistung, sondern sie haben die Kanadier schlicht und einfach weggearbeitet.

Im Finale gegen die mit einigen «Highly-Skilled-Playern» bestückten Schweden war es ein Duell der unterschiedlichen Hockey-DNAs. Hier die Schweden, technisch und taktisch hervorragend ausgebildet, aber sie konnten einmal mehr ihre latente Schwäche – den im Vergleich zu den Nordamerikanern zu wenig hohen Intensitäts- und Battle-Level – nicht verstecken.

Sie wurden von den US-Boys hinsichtlich Energielevel, Stick- und Cornerbattles, «hard skating» und Intensität weggearbeitet. Eine grossartige Leistung dieses USA-B-Teams. Zwei dieser Spieler (Hextall und Zielinski) haben mich dabei besonders überzeugt und werden in meiner internen Liste einen Riesensprung nach vorne tun.

Ein kanadisches Supertalent

Ganz zum Schluss zurück zu Kanada: Erinnert ihr euch an Micki DuPont (Zug, Kloten, Eisbären Berlin)? Sein Sohn, Landon DuPont, ist eine Augenweide. Diesem riesengrossen Offensivverteidigertalent zuzuschauen, ist ein Genuss – ein sogenannter «special player».

Er gilt aktuell als Favorit auf den Nr. 1 Overall-Pick im NHL-Draft 2027.

Ich freue mich bereits auf das nächste Jahr – wie gesagt, mein absolutes Lieblingsturnier!

Landon DuPont

Foto: Landon Dupont
Fotocredits: AndyGlassPhotography