Ein hochkarätiger Draft steht bevor


NHL Central Scouting hat die erste Liste der so genannten «Players to Watch List» publiziert und andere Scouting-Gefässe übertreffen sich gegenseitig mit frühen Rankings für den nächsten Draft im Juni 2023.

Als Teil von NHL Central Scouting kommentiere ich in der Folge diesen Draft und ordne ihn im Vergleich zu anderen Drafts qualitativ ein.

Die Qualität:

Ich erwarte hinsichtlich Forwards einen «High-End-Draft». Mit Connor Bedard und Matvei Michkov stehen zwei «Special Players» im Fokus, beide sind aus heutiger Sicht nicht weit entfernt vom «Level» mit dem Connor McDavid und Auston Matthews ihre Drafts veredelt haben. Bedard ist die Nr. 1 aus heutiger Sicht, Michkov würde ihn in einem Kopf an Kopf-Rennen herausfordern, wäre er nicht Russe, er ist mit einem relativ langen Vertrag an die KHL gebunden. Es gibt aber mit Adam Fantilli, Leo Carlsson und Eduard Sale weitere herausragende Forward-Talente. Zusammengefasst: Bei den Stürmern ist es ein so genannt tiefer Draft, mit vielen guten Talenten auf hohem Level mit den High-End-Sahnehäubchen Bedard und Michkov.

Bei den Verteidigern gibt es noch viel Unsicherheit. Es gibt ca. 25 Defender, die für die zweite oder dritte Runde in Frage kommen und mit einer starken Saison den Sprung in die erste Runde schaffen können. So genannte A-Players, Verteidiger die als 1. Rundenpick gesehen werden, gibt es in diesem Draft (noch) wenige. Für mich sticht der Russe Mikhail Gulyayev, Omsk, hervor. Er bringt unheimlich viel Hockeysense mit, gepaart mit hoch entwickelten Skills und technisch sehr gutem, seidenweichem Skating. Es ist schwierig, ihn in dieser Saison mit den besten Verteidigern anderer Länder zu vergleichen, weil die Russen von den internationalen Stelldicheins ausgesperrt sind. Trotzdem, auf meiner Liste steht Gulyayev am heutigen Tag sehr weit oben auf der Liste.

Interessant ist, dass für einmal mit dem Kanadier Bjarnason und dem Tschechen Hrabal zwei Goalies als 1. Rundenpicks beurteilt werden und dies bereits früh in der Saison. Dies ist selten der Fall, denn die Historie zeigt, wie schwierig es ist, die Entwicklung von 17-jährigen Goalies richtig einzuschätzen und dies führt dazu, dass Goalies nur selten in der ersten Runde gezogen werden.

Insgesamt ein hochkarätiger Draft, bei den Forwards sogar ein «Special Draft». 

Die Schweizer:

Wir erhalten in dieser Saison regelmässig Besuch von NHL-Scouts betreffend den NHL-Draft 2023. Dies aber kaum wegen Schweizer Spielern, sondern vor allem und fast ausschliesslich wegen dem Klotener Verteidiger David Reinbacher, er ist aber nicht Schweizer, sondern Oesterreicher… Reinbacher hat mir bereits in der letzten Saison sehr gut gefallen, hat aber jetzt noch einmal einen guten Schritt nach vorne getan. Ein Draft in der zweiten oder dritten Runde ist aus heutiger Sicht realistisch. Aus Schweizer Sicht ist leider ein ähnlich schwacher Draft wie in den letzten Jahren zu erwarten. Nicht viel besser schaut es für die Deutschen aus. Dafür dürfen erneut die Slowaken jubilieren. Ich glaube, dass es mit Dvorsky und Honzek zwei Slowaken in die erste Runde schaffen werden.

  


Thomas Roost

Thomas Roost ist seit 1996 NHL-Scout für den Central Scouting Service und verfolgt die beste Liga der Welt hautnah.  Für MySports ist Roost als NHL-Experte & Co-Kommentator im Einsatz. In seiner wöchtenlichen Kolumne «Roosts Ramblings» schreibt er über Themen aus der NHL und der grossen Hockey-Welt.

https://www.thomasroost.com I Twitter: @thomasroost