Das Torhüterproblem ist nicht gelöst

Bereits nach dem Spiel 1 in den NHL-Playoffs ist Feuer im Dach bei den Edmonton Oilers. Während die Tampa Protagonisten nach der Klatsche in Toronto ihre Unsicherheit mit übersteigert gelassenen Statements wie «Wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen, es wird eine lange Serie und wir wissen, wie gut wir sind» überspielen, rumort es bei den Oilers bereits gewaltig… und dies nicht überraschend.

Ich erinnere an die Kolumne von vor 2 Monaten: Die Oilers Teppichetage wie auch der Coachingstaff wurde von mir kritisiert, weil sie am unbeständigen Goalie Mike Smith festhalten und dadurch Gefahr laufen, die Playoffs zu verpassen. Was ist seither geschehen? Die Oilers haben sensationell gespielt und Goalie Mike Smith lief zur Hochform auf. Friede, Freude, Eierkuchen bei den Oilers und kleinlautes Versenken meiner Kolumne in meiner Höhle.

Keine Marge

Vielleicht war aber exakt dies Gift für die Oilers. Der grundsätzlich unbeständige und eher schwache Goalie Mike Smith zieht einen heissen Monat ein, die Oilers gewinnen und gewinnen und gewinnen und starten als grosse Favoriten in die Serie gegen die verletzungsgeschwächten LA Kings (Doughty). Die Oilers dominieren das Spiel aber resultatmässig will und will keine Vorentscheidung fallen. Mike Smith spielt mittelmässig bis maximal solide, er konnte keine Leistung abliefern, die es den Oilers ermöglichten, auch mal in der Offensive und Defensive kleinere Nachlässigkeiten unbestraft zu überstehen. 3-3 bis kurz vor Schluss und dann einer der berühmten Hirnkrämpfe von Mike Smith: Anstatt einen sicheren Pass über die Aussenbahn in Richtung Duncan Keith zu spielen, entscheidet er sich für einen Hochrisiko-Pass durch die von den Kings gut abgedeckte Mitte, was letztlich indirekt zum entscheidenden Gegentreffer führte.

Schaut euch diesen Lapsus in den NHL-Highlights an, unglaublich. Nur er weiss, wieso er in dieser entscheidenden Phase in einem Playoffspiel die Wahl zu einem hochriskanten Lowpercentage Pass getroffen hat. Die entsprechenden Kommentare in den einschlägigen Foren sind vernichtend, die Oilers Fangemeinde schäumt und GM Ken Holland kann nur beten, dass diese Goalieblackouts die Ausnahme bleiben und die Oilers noch rechtzeitig zu ihrer prächtigen Regularseason-Spätform zurückfinden.

Smith oder Koskinen?

Wer steht im Spiel 2 im Tor? Mike Smith oder der 2-Metermann Mikko Koskinen? In den Oilers-Foren wird bereits heftig diskutiert. Coach Woodcroft steht vor einer heiklen Entscheidung.  Spielt erneut Smith – der in seiner Laufbahn noch nie auch nur ein einziges NHL-Playoffspiel gewonnen hat – und spielt er schwach, dann haben die Oilers bereits einen Goalie für diese Playoffs «verbraten». Spielt Koskinen und überzeugt auch nicht, dann haben die Oilers mindestens kurzfristig ein echtes Goalieproblem.

Noch immer schiele ich in Richtung AHL, in Richtung den jungen Stuart Skinner und kann nicht verstehen, dass er in den letzten Spielen nicht doch auch nochmals wenigstens getestet wurde. 

  


Thomas Roost

Thomas Roost ist seit 1996 NHL-Scout für den Central Scouting Service und verfolgt die beste Liga der Welt hautnah.  Für MySports ist Roost als NHL-Experte & Co-Kommentator im Einsatz. In seiner wöchtenlichen Kolumne «Roosts Ramblings» schreibt er über Themen aus der NHL und der grossen Hockey-Welt.

https://www.thomasroost.com I Twitter: @thomasroost