Auch die Spieler sind in der Verantwortung

Nun also doch: Die Schweizer Eishockeyspieler organisieren sich und machen Stimmung gegen Teile der geplanten Hockey-Reformen. Von der Spielervereinigung SIHPU mal abgesehen war es lange still, wenig bis gar nichts kam vonseiten der AKTIVEN Hockeyspieler. Zu gross war die Angst, sich öffentlich kritisch gegenüber dem Vorhaben seines Arbeitgebers zu äussern. Der Unmut jedoch, der war immens, das kam im privaten Austausch mit vielen Profis zutage – gerade, was die geplante Anpassung der Ausländerregelung angeht. 

Auch die Spieler sind in der Verantwortung

Wer sich in den letzten Tagen auf den Social-Media-Plattformen der Hockeyaner umgeschaut hat, dem begegnen immer wieder die Statements der beiden NHL-Profis Roman Josi und Gaëtan Haas, die sich deutlich gegen die Aufstockung der Importspieler in der National League aussprechen. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass sich ausgerechnet Josi als Zugpferd für die Spielerkampagne hat einspannen lassen. Der Mann, der beim SC Bern seine Weltkarriere lanciert hat und seit letztem Sommer Mitbesitzer ist, stellt sich nun öffentlich gegen eben jenes Bestreben, dass SCB-CEO Marc Lüthi auf der klubeigenen Website als «notwendig» beschreibt. Dass der Auftritt Josis viel Zündstoff birgt und gerade in der Schaltzentrale der Berner Kopfschütteln oder Irritationen auslösen dürfte, versteht sich fast von selbst. Viel wichtiger und nicht zu unterschätzen ist die Strahlkraft desjenigen, der in der letzten Saison als weltbester Verteidiger ausgezeichnet wurde. Wenn Josi vorangeht, so scheint es, laufen die anderen hinterher. 
 

Rund 300 Spieler hat die Swiss Ice Hockey Players’s Union anonym befragt und das Resultat spricht eine klare Sprache: Die Schweizer Spieler sprechen sich überdeutlich gegen eine Anpassung der Ausländerregelung aus. Obschon ein solches Ergebnis niemanden überraschen kann, ist es doch ungemein wichtig in der erhitzten und häufig unsachlich geführten Debatte. Die National-League-Klubs stehen nun am Scheideweg: Wollen sie eine Ligareform entgegen dem breiten Willen der Fans und der Spieler durchsetzen – viele Profis äusserten sich nicht nur gegenüber der Ausländerfrage kritisch – oder ist dies nun endlich der Startschuss dafür, dass man ALLE Beteiligten an einen runden Tisch einlädt. Hie und da hat der Austausch zwischen den Klubs und ihrer Fanszene zwar schon stattgefunden, doch wirkliche Transparenz fehlt. Das Vorgehen der Klubs ähnelt der Krisenstrategie der Schweiz seit der zweiten Corona-Welle – so wirklich durchblicken tut da niemand mehr. 

Trotz allem haben auch Fans und Spieler verstanden, dass im Eishockey in Zukunft gesunder gewirtschaftet werden muss. Instrumente wie das Financial Fairplay sind sinnvoll und umsetzbar. Nur braucht es dazu eine saubere Kommunikation und ein wahres Commitment aller – auch bei den Spielern braucht es mehr als nur Lippenbekenntnisse. Auch sie werden sich fragen müssen: Was haben wir lieber: Zehn Ausländer oder einen Lohndeckel?